Berlin versinkt im Schnee und nichts könnte für diesen Abend besser passen, denn Silje Nergaard lädt zu ihrem Weihnachtskonzert in die Passionskirche. Durch die weiß glitzernden Straßen stapfen die Menschen hin zum Eingang des schönen Backsteingebäudes. Die Kirche füllt sich nach und nach und dann, kurz nach acht, wird Silje Nergaard ziemlich enthusiastisch angekündigt.
Da steht sie ein wenig schüchtern, irgendwie zurückhaltend, sehr sympathisch. Leise beginnt sie ihr Konzert mit dem sehr melancholischen Titel „Christmas Time Is Here“. Mit dem Joni Mitchell-Cover „River“ führt sie die beinahe traurige Stimmung fort, ihre wunderbare Band begleitet sie leise, die Songs füllen den Innenraum der Kirche und fallen genau so still wie der Schnee draußen in die Herzen der Zuschauer. Diese wirken anfangs noch etwas zurückhaltend, doch die warme Stimme Silje Nergaards und die sehr intime Atmosphäre des Abends tauen sie langsam auf. Zudem wird auch Silje zunehmend redseliger und lässt Berlin teilhaben an ihrem ganz persönlichem Weihnachtsgefühl und setzt somit das Konzept ihrer Platte gekonnt um. Es menschelt. Und witzig ist Frau Nergaard auch, wenn sie zum Beispiel deutschen Glühwein anpreist und ihrer Regierung doch den Vorschlag machen will, diesen staatlich einzuführen.
Den Abend dominiert Silje Nergaards Weihnachtsplatte IF I COULD WRAP UP A KISS. Den Titelsong singt sie dieses Mal zwar ohne Duett-Begleitung, doch auch ohne Roger Cicero versprüht das Lied live diesen süßen Charme, der schon auf Platte ins Ohr geht.
Aber nicht nur Silje Nergaard steht an diesem Abend im Mittelpunkt, sondern auch auf ihre Band wird der Scheinwerfer gelenkt. Gerade in den schnelleren Songs „Is Christmas Only A Tree“ und dem Paul McCartney-Lied (wieder begleitet von einer witzigen Geschichte) „Wonderful Christmas Time“ glänzen Pianist Helge Lien und Gitarrist Håvar Bendiksen mit mitreißenden Impressionen. Neben eben den veröffentlichten Weihnachtssongs interpretiert Silje Nergaard an diesem Abend auch Lieder wie „Sleigh Ride“ und gibt zum Ende des Konzerts die norwegische Version von „Stille Nacht“ zum Besten. Hier darf dann auch das Publikum eine Strophe singen – nein, Silje bittet geradezu um diesen Gefallen, den das Publikum gern erfüllt. Man ist schließlich in einer Kirche, da geht das Singen auch besser. Zudem ist Berlin jetzt so richtig auf Betriebstemperatur und fordert frenetisch mehr. Als Zugabe gibt es dann das sehr traurige „The Very First Christmas Without You“, das live noch mehr berührt. Davon kriegen die Zuschauer nicht genug. Ein letztes Mal kommen Silje Nergaard und Band auf die Bühne und spielen das wunderschöne „Japanese Blue“. Ganz warm ums Herz wird es einem und so verlässt man gut gerüstet die Passionskirche und stapft hinein ins Winterwunderland. Weihnachten kann kommen.