Bei der klirrenden Kälte erhoffte man sich am Dienstagabend eine wohlgefüllte wie auch wohlerwärmte Halle. Doch anscheinend ließen sich viele Musikliebhaber durch die aktuelle Witterung den Abend vor dem heimischen Kamin verbringen und verdammten so die Hartgesottenen Besucher der Kölner Werkstatt dazu, ihre Mäntel vorerst nicht ablegen zu können. Doch glücklicherweise startete pünktlich um halb 9 die Dinslakener Band Cama Maya und sorgte in kurzer Zeit für ein Aufhellen der allgemeinen Laune und ein Entspannen der geeisten Muskeln. Letztere hatten bei der herrlichen Mischung aus Indie-Rock und Powerpop, gar keine Möglichkeit, sich auch nur dem kleinsten Wippen-im-Takt zu entziehen und so steigt langsam die Stimmung wie auch die Temperaturen. Bemerkenswert britisch muten sie an, die 4 jungen Herren, und überzeugen musikalisch spätestens, wenn sie in Refrain oder Bridge stimmstark zusammen singen oder so eingängige Passagen wie „Dance my friend, dance my friend“ in Liedern wie “Stars“ zu hören sind. Genauso catchy sind auch die Hooks und so simple aber absolut ohrwurm-taugliche Woohooos wie in dem neuen Song “Misery“ oder “Tonight Tonight“.
Nach einem kurzen Change-Over betreten zunächst drei der vier Kölner von Dear Lament… – die Herren nämlich – die Bühne, satteln ihre Instrumente, lassen die ersten Akkorde von “Your Voice“ erklingen und gestatten so ganz in Kavalier-Manier Sängerin Jenny ihren Auftritt. Und das völlig mit Recht, denn wahrscheinlich ist es nicht zuletzt ihrer Stimme zu verdanken, dass Dear Lament… mit ihrem Nach-Vorne-Rock so unverkennbar klingen. Oft verglichen mit den Yeah Yeah Yeahs ist allerdings schon nach dem ersten Stück “Your Voice“ klar, dass sich das Schubladendenken mal ganz schnell wieder an die kalte Winterluft verziehen darf, denn Jennys Stimme weist eine unverwechselbare Klangfarbe auf, die sich nicht so leicht vergleichen lässt. Trotz angeschlagener Stimme füllt sie die ganze Halle und weist auch körperlich eine authentische Bühnenpräsenz auf, die sich auch dann nicht verliert, wenn sie kurz mit dem Publikum interagiert; dass etwa “Myke Tyson“ zunächst ein Arbeitstitel der Jungs war, sie als Namensvergeberin ihn nun aber einfach behalten habe – Zack die Bohne! Einen neuen Song bekommt das Kölner Publikum an diesem Abend auch geboten. “Intention And Results“ heißt das gute Stück und bot eine kleine Ruheinsel in dem sonst so rockigen Set der Kölner. Dieses neigt sich mit dem wohl bekanntesten Song “My House“ dem Ende zu und schließt schon viel zu früh mit “RIP“, dessen Intro ganz ungewohnt mit Klängen des Drumcomputers und der durch ein Ebow zu sphärischen Schwingungen gebrachte Gitarre beginnt.
Als zu guter Letzt The Love Bülow die Bühne betreten, hat sich die Temperatur zwar noch immer nicht auf Wohlbefindenniveau eingependelt, doch geben sich die Fans der Berliner Band mit zappeligen und lauten Beifallsbekundigungen zu erkennen. Das Set beginnt mit dem unglaublichen Ohrwurm “Lieblingslied“, das die Zuschauer sofort zum mittanzen oder –hüpfen animiert. Vorgemacht von Sänger Falk, dessen Stimme in den Bässen übrigens etwas an den guten alten Dendemann erinnert, kann sich kaum ein Kopf dem Mitnicken entziehen. Im krassen Gegensatz zu ihm stehen die Backingvocals von Gitarrist Michel, der mit seiner Stimme schon fast an Singer / Songwriter Künstler wie etwa Clueso oder Pohlmann zu erinnern wagt. Was so stark beginnt, flacht zur Mitte hin zumindest was die Texte angeht etwas ab. Eingefleischte Hip Hop Fans sollten sich bei den Begründern des Indie-Rap alle Mal am Riemen reißen und in Sachen Texten das ein oder andere Auge zu drücken. Doch perfektionierte Texte stehen bei den Berlinern auch nicht im Mittelpunkt, geht es doch eher um das gute, alte Story Telling, das die Herren umso besser beherrschen. Zwar mag die Thematik der sich um Liebe und ihre stetigen Begleiter Eifersucht und Herzschmerz drehenden Songs nicht Jedermanns Sache sein, dem nächsten diverse Textpassagen wie aus “Schall Und Rauch“ zu krass zu sein, doch nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Jungs auf jeden Fall Talent haben und es wie keine zweite Band verstehen, die Elemente aus Indie und Rap zu einer melodischen und gelungen Mischung zu vereinen. Der Abend schließt mit vorangekündigtem Stagediven von Gitarrist Michel. Dass hierzu nur wenig mehr Menschen vor als auf der Bühne stehen, scheint nicht zu stören und so dived Michel Richtung Bar, kurz bevor das Publikum sich zu Fuß aus der Werkstatt, zurück in die Kälte Kölns begibt.
Fotos vom Konzert, Fotografin Verena A.
Dear Lament:
The Love Bülow: