Dass eine Band viel Herzblut in die eigene Platte steckt hat man schon öfters gehört, aber keine Band hat es bisher so wörtlich genommen wie die zurückgekehrten Postpunk-Ikonen Gang Of Four. Ihr aktuelles Album CONTENT enthält nicht nur 10 fast durchweg exzellente Perlen, sondern kommt in der „Deuxe version“ in einer Metallbox, die neben Bildern, Comics, Bonustracks auch eben wirklich das Blut der „Erschaffer“ beinhaltet. Das ist die Belohnung für die Fans, die seit nun 15 Jahren ausgeharrt und sehnsüchtig gewartet haben. Die Wartezeit wurde noch spannender gemacht, denn die Band hat das Projekt CONTENT auf eine ungewöhnliche Art finanziert. Sie versteigerten Helikoptertrips mit den Gründungsmitgliedern Andy Gill und Jon King, Auftritte bei Privatveranstaltungen, altes rares Livematerial auf Band und und und. Die Fans wurden also miteinbezogen in dem Prozess und können sich als ein Teil des Kollektivs CONTENT sehen. Und man kann wahrlich stolz sein, ein Teil der Gang of Four zu sein. Zählen doch unzählige Bands wie Franz Ferdinand, Bloc Party, Red Hot Chili Peppers usw. zu großen Fans und sehen Gang of Four als den größten Einflussfaktor in ihrer eigenen Musik.
Dabei ist nicht nur die gitarrendominierte Musik das Markenzeichen der Band, sondern auch ihre politische Haltung, die auf dem Punkt genau in den Texten verpackt wird. Zudem vermeiden sie es geradeheraus und plakativ zu sein. Vielmehr verstecken sie ihre Botschaften hinter kleinen Metaphern oder Fragen an den Zuhörer. So werfen sie in der eingängigsten Nummer der Platte „Who Am I“ die Fragen auf „Who can steal when everything is free, who am I when everything is me“? und in “Do As I Say” verwenden sie die Metapher der Hexenverbrennung im 17ten Jahrhundert, um an die Foltermethoden in Guantanamo zu erinnern. Dabei schaffen es die 10 Stücke nahtlos dort anzuknüpfen, wo die Band 1995 aufgehört hat. Wer das Quartett im vergangenen Jahr auf dem Berlinfestival bewundern durfte, dem ist auch nicht entgangen, dass die neuen Stücke perfekt in einer Setlist mit Klassikern wie „Anthrax“, „I love a Man in Uniform“ oder „He sent in the Army“ funktionieren. Beim letzteren genannten Stück zerhaute Jon King auf der Bühne eine Mikrowelle, die er im Anschluss mit voller Wucht in den Bühnengraben warf. Genau diese rohe Aufmüpfigkeit und diese rebellische Haltung feiern die Herren mit CONTENT und zeigen mehr denn je, dass sie ihr Herzblut in ihre Arbeit gesteckt haben.
VÖ: 28.01.2011; Grönland /rough trade
Tracklist:
01. She Said ‚You Made A Thing Of Me 8/10
02. You Don’t Have To Be Mad 8/10
03. Who Am I? 9/10
04. I Can’t Forget Your Lonely Face 7/10
05. You’ll Never Pay For The Farm 7/10
06. I Party All The Time 6/10
07. A Fruitfly In The Beehive 6/10
08. It Was Never Gonna Turn Out Too Good 6/10
09. Do As I Say 8/10
10. I Can See From Far Away 6/10
Durchschnitt: 7,2/10
Gesamteindruck: 8/10