Helgi Jónsson – Blindfolded

Um die Wartezeit auf sein im Herbst neu erscheinendes drittes Album zu verkürzen, bringt Helgi Jónsson mit BLINDFOLDED 7 Tracks zur Überbrückung auf den Markt. Das Minialbum des isländischen Singer/Songwriters wirkt jedoch alles andere als mini. Die Songs erstrecken sich von eher belangloseren Popnummern über wundervolle typische Singer/Songwriter Balladen bis hin zu charakteristischen Klängen der isländischen Musikzunft. Trotz seiner langen Abstinenz von seiner Heimatinsel – Jónsson lebte einige Jahre in Wien – ist ihm das isländische Etwas, welches wir vom Vorreiter Sigúr Rós kennen und lieben gelernt haben, nicht abhanden gekommen.

Den Einsteiger macht das bereits auf seinem Debütalbum (GLOANDI, 2006) erschienende „Make Me Fall“. Etwas üppiger in der Instrumentalisierung avanciert „Make Me Fall“ zum klassischen radiotauglichen Popsong und verliert dadurch sehr viel an Charme. „Aurora“, Track Nummer zwei, fängt den Charme zum Glück im Nu wieder ein. Die beherzte ruhig angehauchte Stimme Jónssons, spärlich begleitet mit der Akustikgitarre, ist in „Aurora“ zum dahin schmelzen. Nach und nach füllt sich die Morgenröte mit Xylophon, Bläsern und einem dezenten Bass. Der Titeltrack „Blindfolded“ bleibt im Tal der ruhigeren, geborgeneren Töne – diesmal vom Klavier begleitet. Die Augen verbunden – dieses Bild passt. Das Posaunen-Zwischenspiel „Kafi“ weist den Weg zum etwas pompöseren und episch gewolltem „Wild Hearts Run Out Of Time“. Einen kleinen Ticken zu viel Drama verkörpert der smarte Helgi Jónsson hier. Es steht im krassen Gegensatz zu den beiden Stücken zuvor und reiht sich eher in die Machart des Openers „Make Me Fall“ ein. Jónsson startet im willkürlichen Pop, steigert sich überraschender Weise mit zwei tollen Singer/Songwriter Stücken und fällt wieder zurück mit einer zu dick aufgetragenen Sentimentalität.

Den Ausklang von BLINDFOLDED bilden das in isländischer Sprache gehalten „Thu Matt Alltaf Gista Her“ und das vom Klavier getragene Instrumentalstück „I Snjokomu“. Mehr als deutlich hörbar ist Jónssons einstige Zugehörigkeit zur Liveband Sigúr Rós. Selbst stimmlich kommt Jónsson hier seinen Landsleuten sehr nah. Da sind sie also doch, diese isländischen Traumklänge, bei denen sich jeder als Nordmann/-frau wieder erkennt. In 7 Songs geht es bei Jónsson auf und ab, wobei er mit den ruhigeren und traditionelleren Stücken deutlich mehr punkten kann. Als Einschub zwischen zwei regulären Longplayern ist BLINDFOLDED aber alles andere als nur ein Lückenfüller, trotz der kleinen Schwächen.

VÖ: 21.01.2011; Sevenahalf Records / Broken Silence

Kein Widet vorhanden
Tracklist:
01. Make Me Fall 3/10
02. Aurora 8/10
03. Blindfolded 7/10
04. Kafi -/10
05. Wild Hearts Run Out Of Time 3/10
06. Thu Matt Alltaf Gista Her 6/10
07. I Snjokomu 5/10

Durchschnitt: 5,3/10
Gesamteindruck: 6/10

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