Jahrelang stand Joan Wasser im Schatten, war im Dunstkreis von Antony And The Johnsons oder Rufus Wainwright aktiv. Dieses Jahr hat sie nun mit THE DEEP FIELD ihr drittes Album veröffentlicht und emanzipiert sich wieder ein großes Stück von der Dame im Hintergrund, denn, dass sie die Scheinwerfer auch ganz gut selbst im Griff hat, bewies sie am Sonntag im gut gefüllten Astra.
Im goldenen Einteiler kommt Joan As Police Woman auf die Bühne, tritt zielsicher ins Rampenlicht und verbeugt sich divengleich vor den Berlinern. Der Applaus brandet auf. Frau Wasser nimmt ihren Platz hinter dem ersten Keyboard ein und legt sofort soulig und funkig mit „Action Man“ los. Man schaut gebannt auf diese Frau, die einerseits immer etwas unantastbar wirkt und andererseits so gefühlvoll ins Herz trifft. Man ist gleich eingehüllt in diese warme Decke, die die Musik von Joan Wasser um einen legt. Der Kopf nickt im Takt mit, auch die Hüften kreisen hier und da. „The Magic“ folgt und die leisen Bewegungen stoppen nicht. Dann der Wechsel an die Gitarre. Dieses Instrument beherrscht sie nach einigen Momenten des Tunens ebenso souverän. Beinahe ein wenig Reggaefeeling kommt bei „Chemmie“ auf. Aber auch leise Töne funktionieren an diesem Abend. Psychedelisch anmutend, windet sich „Flash“ und baut sich immer weiter auf zu einem hypnotisierenden kleinen Songmonster. Joan Wasser tänzelt hier und da selbst zu ihrer Musik, unterstreicht mit anmutigen, manchmal sexy Bewegungen ihre Songs. Zwischendurch atmet sie schwer aus, stößt durchaus eigensinnige Geräusche ins Mikro – sehr zur Belustigung des Publikums. Auf eine eigene Art ist sie auch ohne zu reden ziemlich witzig. Dennoch beweist sie auch im Erzählen durchaus Entertainerqualitäten, wenn sie von ihrem allerersten Auftritt in Berlin zu berichten weiß und das Publikum in ein kollektives Lachen versetzt. Einige Zuschauer verlangen flehend „Christobel“, doch dieses Flehen bleibt an diesem Abend ungehört. Dafür erfreut man sich am etwas weniger hymnisch gespielten „Eternal Flame“, einem der wohl besten Songs Joan Wassers. Für einen kurzen Augenblick ist das Konzert erstmal vorbei, doch der Zauber geht noch ein wenig weiter. Ganz magisch wird es, als „Real Love“, nur reduziert aufs Keyboard und Joans eindringliche Stimme, vorgetragen wird. Sowieso ist die Bandbreite der Stimme Wassers an diesem Abend doch sehr beeindruckend, wie sie gefühlvoll mit den Tönen spielt und dann wieder kraftvoll nach vorne geht. In der Zugabe dürfen sich die Berliner am Ende dann noch an einem neuen Song erfreuen – „Say Yes“ – ein Gute-Laune-Ohrwurm, der sofort ins Ohr geht und ein perfekter Rausschmeißer ist. Joan Wasser hat bewiesen, dass sie dem Schatten, in dem sie lange stand, mit einer großen Leichtigkeit entwachsen ist und das Leben, ihre Musik und Berlin ganz gut allein im Griff hat.
Fotos vom Konzert; Fotografin: Julia F.
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