Immer diese Briten: Jahr für Jahr liefern sie uns die spannendsten neuen Gitarrenbands. Auch 2011 scheint da keine Ausnahme zu bilden. Der erste „heiße Scheiß“ des noch jungen Jahres hört auf den Namen The Joy Formidable. Das Trio aus dem Norden von Wales hatte im vergangenen Jahr bereits mit der EP „A Balloon Called Moaning“ auf sich aufmerksam gemacht. Nun legt die Gruppe um Sängerin Ritzy Bryan ihr Debütalbum THE BIG ROAR vor. Einen passenderen Namen hätten sich The Joy Formidable für ihr Erstlingswerk kaum aussuchen können – die Platte ist in der Tat ein großes Getöse! Anders als viele britische Bands der jüngeren Vergangenheit verschreiben sie sich weder dem Retro-Sound noch melodieseligem, breiten Pop. Vielmehr präsentiert das Trio eine Melange aus Grunge, Noise und Artrock. Eine Mischung, die in der heutigen Zeit eher unpopulär anmutet und das Album dennoch (oder gerade deswegen) zu einer unglaublich spannenden Platte macht: Auf der einen Seite bietet THE BIG ROAR kompakte Rocker wie das treibende „The Magnyfying Glass“ oder das geradlinige „A Heavy Abacus“. Auf der anderen verlieren sich The Joy Formidable in Krawallorgien wie der Single „Whirring“, die in der Albumversion auf eine epische Länge von fast sieben Minuten heranwächst, von denen das letzte Drittel eine reine Raserei auf der Instrumentalautobahn ist mit nur einem Ziel: Schneller, lauter, wilder. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Opener „The Everchanging Spectrum Of A Lie“ – auch hier bestehen die letzten Minuten des als eher melodiösem Midtempo-Song gestarteten Stücks aus reinem Krach, erschaffen aus Feedback-Schleifen und Schlagzeug-Krawall. Einen Kontrapunkt dazu setzt Ritzy Bryans Gesang, der nie ins bloße Schreien verfällt und sich in den wirklich lauten Teilen angenehm zurücknimmt. So fegt das Album in seinen knapp 50 Minuten Spielzeit über den Hörer hinweg wie es schon lange kein Debüt einer britischen Rockband mehr getan hat. Auch wenn nicht jeder Song das Niveau der bereits genannten Tracks halten kann, stellt sich nach dem Konsum der Platte eine große Zufriedenheit ein: So etwas hat es mal wieder gebraucht – eine Rockplatte, mit der man so nicht rechnen konnte. Kein verkopftes Taktgeschiebe, keine elektronischen Spielereien, kein hippes Trendspotting. Einfach nur ein großes Getöse. Danke dafür!
VÖ: 25.02.2011; Rykodisc / Warner
Tracklist:
01. The everchanging spectrum of a lie 8/10
02. The magnifying glass 8/10
03. I don’t want to see you like this 7/10
04. Austere 8/10
05. A heavy abacus 9/10
06. Whirring 9/10
07. Buoy 7/10
08. Maruyama 5/10
09. Cradle 8/10
10. Lllaw=wall 5/10
11. Chapter 2 8/10
12. The greatest light is the greatest shade 7/10
Durchschnitt: 7,4/10
Gesamteindruck: 8/10
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