Damals noch ein Geheimtipp, führen 2011 keine Wege mehr an den jungen Damen aus einem Vorort Stockholms vorbei. Und zum träumen verleitet das neue Album allemal! Unverkennbar sind sie nach wie vor und sich selbst ganz sicher treu geblieben. Dass dies aber nicht heißt, dass sich Those Dancing Days nicht weiter entwickelt haben, zeigt die Platte in ihrer Gesamtheit.
Und auch die Lyrics haben an Tiefgang gewonnen. Vor allem Frauen (oder vielleicht besser Mädchen, Indie-Mädchen) werden sich mit Aussagen wie „I have to make you mine to get you off my mind“ (”I Know Where You Live pt 2“) identifizieren können. Blumiger cheesy Herzschmerz in Dur. Und gleichzeitig doch so mondän und verdammt cool! Denn der Honig-Indie-Pop wird mit einer Prise charming Sixties und einer Messerspitze Elektronik zum einzigartigen Ohrenschmaus mit Wiedererkennungswert. Überraschend kommt da die männliche Stimme daher, die es zum Schluss der Platte auf “One Day Forever“, einem Duett mit Orlando Weeks, Sänger der Maccabees zu hören gibt. Songs wie “I’ll Be Yours“ lassen bei genauem Hinhören schon vermuten, wer da seine Finger im Spiel hatte: Patrik Berger, der schon bei Robyn schwer mittüftelte, zeigt auch hier wieder seine Künste. Doch auch hier bleibt der typische, Keyboard geprägte Sound der Those Dancing Days klar – und irgendwie strukturiert – erkennbar. Nachdem sie ihren Schulabschluss auf Grund des Medientummels 2007 und 2008 erst einmal hinten anstellen mussten, scheinen sie nun eine Ecke erwachsener geworden zu sein. Insgesamt wirkt die Platte wilder und dynamischer als das, was man von früher kennt. So wirkt “Reaching Forward“ stellenweise fast schon etwas düster, wäre da nicht wieder Linnea Jönssons glockenhelle Stimme, die sämtlichen Liedern ihren Stempel aufzuküssen scheint. Diese Zartheit scheint im letzten Track, dem bereits erwähnten “One Day Forever“ ihren Höhepunkt zu finden. Doch auch gediegene, poppigere Stücke lässt die Platte nicht vermissen. “I’ll Be Yours“ oder dem träumerischen ”When We Fade Away” werden seichte, sommerliche Gefühle wach, die in der Költe schon lange raus zu woollen scheinen. Das Konträtprogramm, dem allerdings besondere Aufmerksamkeit gebührt, bietet hier das bereits im Voraus als Free Download angebotene Stück “Fuckarias“. Der Song hält, was der Titel schon verspricht. Eine durch Cissi Efraimsson’s Drums unterstrichene dynamische klare Ansage an den Menschen, der wohl jedem von uns mal über den Weg läuft, der nervt, aufdringlich ist und sich absolute nicht loswerden lässt („You stumble and fall you’re the worst of them all / You’re in my space get out of my face”). Krasse Worte aus den süßen Mündern also, die Those Dancing Days auch textlich einen Schritt weiter Weg vom Zuckerwatten-Indie bringt.
VÖ: 25.02.2011; Wichita Records / Cooperative Music
Tracklist:
01. Reaching Forward
02. I’ll Be Yours
03. Dream About Me
04. Help Me Close My Eyes
05. Can’t Find Entrance
06. Fuackarias
07. Forest Of Love
08. When We Fade Away
09. Keep Me In Your Pocket
10. I Know Where You Live pt. 2
11. One Day Forever
Durchschnitt:
Gesamteindruck: