Liam Gallagher steht im grünen Parka am Bühnenrand und lässt sich feiern. Das Publikum im ausverkauften Kölner E-Werk jubelt, Union Jacks werden geschwungen, man hört von überall „Liam, Liam“-Rufe. Er braucht dazu nicht mal einen Ton zu sagen, geschweige denn zu singen. Der erste Basston vibriert im Arsch und er steht einfach da und verschränkt die Arme. Über ihm auf dem schwarzen Hintergrund leuchtet ein riesiger weißer Schriftzug. Nicht Oasis. Beady Eye.
Die Band tritt dieser Tage einen wahren Triumphzug an. Gerade wurde das Debütalbum DIFFERENT GEAR, STILL SPEEDING veröffentlicht. Die Kritiken sind gut, Platz 3 der UK-Charts, etliche Konzerte in Europa ausverkauft. Wer hätte das gedacht vor gut eineinhalb Jahren, als Noel Gallagher bei Oasis ausstieg und Liam und die übrigen Bandmitglieder Gem Archer, Andy Bell und Chris Sharrock beschlossen, von nun an allein weiter zu machen. Natürlich sind es größtenteils ehemalige Oasis-Fans, die an diesem Montagabend den Weg ins E-Werk gefunden haben. Und doch blitzt das ein oder andere Indie-Mädchen – mal mit, mal ohne männliche Begleitung – in der Menge auf. Beady Eye verstehen es, sich neue Fans zu verschaffen. Den Charme von „damals“ haben sie sich beibehalten, und so geschieht de fakto nicht viel auf der Bühne: Tour-Bassist Jeff Wootton versinkt halb anwesend in den Lauten seines Viersaiters und fügt sich so wunderbar in das Gesamtbild der Band ein. Und Liam – ja Liam schwankt zwischen stummer Arroganz und saucooler Rockstar Manier, von der so mancher Musiker nur träumen kann. Trotz karger Interaktion mit dem Publikum (kaum vermag man die am Mikro vorbei genuschelten Songtitel zu verstehen) ist die Bühnenpräsenz überwältigend. Gepaart mit dem wuchtigen und perfekt harmonischen Sound wird das Publikum in andere Sphären transportiert. Neben dem Opener „Four Letter Word“ sind da vor allem „The Roller“ und „Kill For A Dream“, bei dem man sich auch wunderbar Backing Vocals von Noel vorstellen könnte, wahre Highlights des Abends. Auf der Empore lässt sich dieses Gefühl nicht so erleben wie unten in der Menge. Selbst die proletarischen, nach Bier riechenden – nennen wir es „Lobgesänge“ – mit dem simplen Wortlaut „Beady, beady, beady f***ing Eye“ scheinen sich in ihrer pöbligen Art in die avantgardistische Athmosphäre einzufügen. Die Bühnenshow a la Gallagher wird abgerundet durch Lichtprojektionen, die sich „arty“ ganz dick auf die Stirn schreiben dürfen. Und so versinkt die Bühne bei „Morning Son“ schließlich in rot-grüner Lavalampen-Atmosphäre.
Fast genau eine Stunde ist rum, als die Band für eine Zugabe auf die Bühne zurückkehrt. In guter alter Oasis-Tradition (da war es meist „I Am The Walrus“ von den Beatles) wird das Set mit einem Cover beendet. „Sons Of The Stage“ von World Of Twist bringt das Kölner Publikum noch mal ordentlich zum Schwitzen. Nur Liam scheinen die Temperaturen egal zu sein, er hat sich die Kapuze seines Parkas über den Kopf gezogen. Große Worte gibt’s auch zum Abschied nicht. Hatte von ihm sowieso niemand erwartet. Er ist eben die Arroganz in Person. Wie eh und je. Dafür liebt man ihn schließlich hier.
Setlist:
Four Letter Word
Beatles And Stones
Millionaire
For Anyone
The Roller
Wind Up Dream
Bring The Light
Standing On The Edge Of The Noise
Kill For A Dream
Three Ring Circus
Man Of Misery
The Beat Goes On
The Mornig Son
Sons Of The Stage