Sie ist Audioliths First Lady und als solche natürlich auch – kaum zu vermeiden – unter der Fuchtel ihrer Kollegen von Frittenbude. Zumindest unter der von JA!KOB alias Jakob Häglsperger, seines Zeichens Mastermind der drei Anarcho-Elektropunks aus Niederbayern, der das Album zum großen Teil mitproduziert hat. Kaum überraschend daher die Ähnlichkeit mit den Labelkollegen: es rummst und scheppert an allen Ecken und Enden, die House-Beats stampfen vergnügt vorneweg, während die Bässe mit ordentlich Druck aus den Boxen wummern. Dabei wird schon mal gerne David Guetta („Don’t wanna miss you“, „Hang on“) zitiert oder ganz offensichtlich Kraftwerk („Follow“) mit ins Boot geholt. Ansonsten ganz viel Electrof*kkke, um im Frittenbud’schen Sprachkontext zu bleiben: alles erwartungskonforme Audiolith-Regelkost, die vor allem schön rummst und einen hohen Partyfaktor für Live-Auftritte garantiert.
Aber Ira Atari ist ja Ira Atari und nun mal nicht Frittenbude. So kommt es dann auch, dass sie sich vor allem über ihren Gesang und die Inhalte von den Kollegen differenziert. Denn wo es andererseits um gesellschaftskritische Themen geht, setzt die junge Berlinerin auf das, was landläufig als Frauen-Themen tituliert wird. Nämlich Liebe und das restliche Beziehungsdrumherum als ganzheitliches Weltbild, im oft beschworenen Audiolithkosmos wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal, welches von der als Ira Goebel geborenen Sängerin immer wieder in Form knackiger Refrains interpretiert wird.
Da wird ganz offen mit Vergleichen mit Gloria Gaynor und Donna Summer kokettiert, man positioniert sich im musikalischen Selbstverständnis mal eben so in der Historie der Disco-Ära. Das zeugt von großem Selbstbewusstsein und einem gewissen Maß an Selbstüberschätzung. Aber das ist man ja bei Audiolith gewöhnt und irgendwie macht es den Charme der ganzen Sache aus. Denn in den besten Fällen kommen dabei einige Elektropopnummern mit viel Schmackes und Ohrwurmpotenzial heraus. Kann man machen.
VÖ: 18.03.2011; Audiolith
Tracklist:
01. She’s the one 7,5/10
02. Back to zero 8,5/10
03. No deal 7/10
04. Miss Progression 6,5/10
05. Don’t let me down 6/10
06. Don’t wanna miss you 7,5/10
07. Disaster 8/10
08. Time for yellow 7/10
09. Follow 7/10
10. Hang on 8,5/10
11. Tired 7/10
12. A little tougher 7/10
Durchschnittlich: 7,3
Gesamteindruck 7,5/10