Elektrosamples über Elektrosamples – Radiohead und ihr mittlerweile achtes Studioalbum machen es dem Hörer nicht gerade einfach.
Aber über mangelnde Experimentierfreude konnte man sich bei den Jungs aus Oxford ja noch nie beklagen. Und THE KING OF LIMBS beginnt auch genau so: experimentell. Mit einer Klaviermelodie, von der bald nur noch ein Loop übrigbleibt und die schließlich durch einen Marsch-Rhythmus unterstützt wird. Erst als Thom Yorkes Gesang einsetzt, kann sich der Hörer sicher sein: Es sind Radiohead, die hier aus den Boxen erklingen. THE KING OF LIMBS wirkt nervös, zerfahren in der ersten Hälfte, die durch die vielen elektronischen Samples bisweilen an Thom Yorkes Solomaterial erinnert, während die zweite Hälfte sich ganz den ruhigen Klängen hingibt. Aber eines zieht sich durch die gesamte Platte: die fehlenden Tempiwechsel, die Gleichförmigkeit innerhalb der Songs, die straff durchgezogen wird, da gibt es kaum etwas was die Band ausbrechen lässt. Diese Gleichförmigkeit der einzelnen Songs fasziniert, hypnotisiert und langweilt an manchen Stellen zugleich. Anders kann man die Wirkung nicht beschreiben.
Die Stücke auf dem Album sind eher Collagen aus Samples als konventionelle Lieder. Es ist anstrengend an manchen Stellen. Eigentlich. Denn je öfter man sich dem hingibt, umso faszinierender wirkt die Musik.
Und es gibt in den acht Songs auch Ausnahmen. „Codex“ zum Beispiel. Eine Ballade ganz im Radioheadstyle, in deren Vordergrund vor allem Yorkes Stimme und ein Piano stehen. Oder das synthie- und basslastige „Lotus Flower“, über dem die Stimme von Thom Yorke kontrastartig im Falsett schwebt.
„It’s like I’m falling out of bed/from a long, weary dream“ singt Thom Yorke in „Seperator“, dem letzten Stück des Albums. Und ja, kaum sind die letzten Klänge vorbei, fühlt man sich wie aus einem Traum entlassen. Lang war er nun nicht, mit gerade mal 37 Minuten Spielzeit sogar ungemein kurz und lustlos mit Sicherheit auch nicht. Aber wenn Träume musikuntermalt wären, dann wäre THE KING OF LIMBS der perfekte Traumsoundtrack. Nur eine Sache weiß man nicht so recht: War das jetzt ein guter oder ein schlechter Traum? Bleibt nur eines, um das herauszufinden: nochmal auf Play drücken, Augen zu und weiterträumen.
VÖ: 25.03.2011 Xl/Beggars Group / Indigo
Tracklist:
1. Bloom 7/10
2. Morning Mr Magpie 8/10
3. Little By Little 7/10
4. Feral 7/10
5. Lotus Flower 8/10
6. Codex 8/10
7. Give Up The Ghost 7/10
8. Separator 7/10
Durchschnitt: 7,4/10
Gesamteindruck: 8/10