Interessant indes, was man mit bombastgeschwängertem Brit-Garage-Punkpoprock so alles hin bekommt. Ein Halleffekt, der sich durch das komplette Album zieht und schon wird aus straightem 70s-/80s-Garagerock ein hymnnenhafter Stadionsound, der trotz gewollter Lo-Fi-Attitüde ganz selbstbewusst den Vergleich mit Britrock-Ikonen wie Primal Scream sucht, als ob es das natürlichste auf der Welt wäre.
Klassisch britisches Understatement natürlich, mit dem sich die Truppe um den charismatischen Frontmann Justin Young durch die Pop-Historie der letzten Jahrzehnte zitiert. Mal grüßen die Ramones ganz unverhohlen aus der Ecke, mal The Cure, mal Jeff Buckley, mal das Alan Parsons Project. Die Einflüsse sind mannigfaltig, der Ohrwurmfaktor hoch. Kaum ein Song, dessen Refrain sich nicht nach spätestens dem zweiten oder dritten Durchlauf mitsummen lässt. Das kann als Qualitätsargument herhalten, muss aber nicht zwangsläufig. Denn durch die dauerhafte Effekthascherei verliert das Vaccines-Debüt ein wenig von der Herrlichkeit, die es haben könnte. Die Songs sind zwar eingängig, für moderne Verhältnisse aber mitunter viel zu vorhersehbar gestrickt. Mogelpackung also? Nicht unbedingt, aber etwas zu viel Schein.
Also noch mal abschließend die Frage: What did we expect from The Vaccines? Ein bisschen mehr Eigenständigkeit vielleicht. Dazu etwas weniger gewollt wirkenden Retro-Appeal und vor allem der Verzicht auf diesen auf Dauer höchst enervierenden Halleffekt. Denn für die Zukunft ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.
VÖ: 18.03.2011; Smi Col / Sony Music
Tracklist:
01. Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra) 9/10
02. If you wanna 8,5/10
03. A lack of understanding 7/10
04. Blow it up 7,5/10
05. Wetsuit 7/10
06. Norgaard 8/10
07. Post Break -Up Sex 7,5/10
08. Under your thumb 8/10
09. All in white 7,5/10
10. Wolf pack 8/10
11. Family friend 7,5/10
Durchschnitt: 7,7
Gesamteindruck: 7,5/10