Kann es bitte eine größere Verkettung unglücklicher Umstände geben? Während in Japan eine Katastrophe die nächste jagt, kommt da ein junger Musiker mit dem Namen Toph Taylor unter dem Bandpseudonym Troble over Tokyo und veröffentlicht heute kaum zwei Wochen nach dem Beginn des ersten Erdbebens und Tsunamis in Japan sein Album THE HURRICANE. Und wäre das alles nicht genug, bringt der Herr auch noch ein Video zu seiner ersten Single raus, namentlich „Kryptonite“, bekannt als radioaktives Mineral aus den Superman-Comics. Für das alles kann Herr Taylor aber herzlich wenig, denn eigentlich ist THE HURRICANE der Soundtrack zu seinem Buch, das in der limited Edition zusammen mit der CD erhältlich ist. In diesem beschreibt der Kopf von Trouble over Tokyo die Menschwerdung eines Superhelden. Den kleinen Superhelden findet man auch diesmal auf dem Cover des Albums. Zusammengekauert sitzt er da in einer Art Höhle. Der Supermann war schon seit den Anfagstagen Trouble over Tokyos ein Synonym für die „Bühnenperson“ Toph Taylors. Der private Christopher Taylor vergleicht sich eher mit dem unscheinbaren Clark Kent. Dieses Doppelleben scheint Toph nun ablegen zu wollen, denn mit THE HURRICANE will er sich seiner Superkräfte entledigen. So ist THE HURRICANE mehr als nur ein Konzeptalbum geworden, es beschreibt beinahe autobiographisch Christopher Taylors Lebenswandel in den drei Jahren die seit PYRAMIDS vergangen sind. Was aber genauso wie bei den Vorgängerplatten unter die Haut geht, ist das Timbre in Tophs Stimme, das wie ein melancholisches Duet von Justin Timberlake und Thom Yorke klingt. Die Songs entpuppen sich schon beim ersten Hören als echte Ohrwürmer. Allen voran „Sleepwalker“ und auch die Single „Kryptonite“, die mit ihrer Mischung aus R n’ B und Synthiepop direkt ins Bein geht und nach einer (ja schon wieder dieser Vergleich) Justin Timberlake-Choreographie schreit. Andere Songs sind aber weniger eingängig und schleichen sich erst auf den zweiten Hörer in die Herzen. Hier ist vor allem der Opener „Bone“ hervorzuheben, der zart und minimalistisch mit reduziertem Klavier beginnt, oder das schon fast kitschig poppig „Flames Flicker“, das vor Süße beinahe schon Zahnschmerzen verursacht.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die eingangs erwähnten unglücklichen Umstände nicht negativ auf THE HURRICANE auswirken. Das Album verdient es losgelöst von den tragischen Meldungen und Geschehnissen wahrgenommen zu werden.
VÖ: 18.03.2011; Schoenwetter / Inc / Broken Silence
Tracklist:
01. Bone 8/10
02. Sleepwalker 9/10
03. Kryptonite 8/10
04. The Blood 7/10
05. Flames Flicker 7/10
06. Pirouette 7/10
07. The Hurricane 8/10
08. Wanderer 8/10
09. Operate 7/10
10. Eject 8/10
11. Leech 7/10
12. Flash Photographs 7/10
Durchschnitt: 7,5/10
Gesamteindruck:8/10