Es scheint um Geld zu gehen. Jedenfalls ist die US-Amerikanische Währung an diesem Mittwochabend in aller Munde. Über die ganze Lichtstraße in Köln wird hier ein leises „Dollar“ gemurmelt, dort eines gezwitschert – zumeist begleitet von Fingerschnippsen, welches man augenscheinlich jedoch gerne noch in der Hosentasche verbergen möchte. An der Schlange, die sich vor der Live Music Hall gebildet hat fragt man sich, ob „Aloe“ überhaupt der richtige Vorname des Künstlers sei. Nein, das ist er nicht.
Maya Jupiter, mit der sich Aloe Blacc nicht nur die politische Richtung der Songtexte, sondern – zumindest an diesem Abend – auch die großartige Band The Grand Scheme teilt, weiß mit ihrer Mischung aus Funk, Dancehall, Rapelemeten und orientalisch anmutenden Tanzeinlagen das Publikum in der mittlerweile gut gefüllten Halle zu unterhalten. Nach kurzweiligen 20 Minuten ist es dann so weit: der Support verlässt die Bühne, für das Auditorium beginnt der Warte-Marathon. Zwanzig, dreißig, vierzig Minuten vergehen, bis die Band erneut auf der Bildfläche erscheint. Als der Hauptact dann in weißem Hemd, roter Hose, schwarzem Sakko und Hut die Bühne betritt, in die Menge grinst wie ein Honigkuchenpferd, ist der Unmut, den man zuvor durch laute Pfiffe und Buh-Rufe zu zeigen suchte, sofort vergessen. Nachdem Aloe Blacc bei „Hey Brother“ gemeinsam mit dem Publikum Jubelrufe an längst verstorbene Soul-Größen wie Otis Redding, James Brown und Aretha Franklin gen Himmel geschickt hat, funkt und soult er sich durch das aktuelle Album. Und tanzen kann er. Manch einer fühlt sich an alte Motown-Zeiten erinnert. Kleinere Durststrecken bei ruhigeren Songs werden überwunden, indem man das Publikum animiert, die Arme in die Höhe zu schmeißen oder Aloe Blacc mit aller Wucht Namen geliebter Personen entgegenzubrüllen. Als nach 40 Minuten das Intro des so heiß ersehnten „I Need A Dollar“ erklingt, bleibt auch in den letzten Reihen der Halle niemand mehr still stehen. Der funkige Groover schlägt mittig in einen Offbeat um und Aloe erklärt, dass Reggae nichts anderes sei als „another form of soulmusic“. Zur Begeisterung des Publikums stimmt er „No Woman no Cry“ an, bevor er die Bühne verlässt. Als Zugabe hält man noch eine arg verfremdete Coverversion von „Billy Jean“, „Rico“ – wozu Maya Jupiter nochmal auf die Bühne geholt wird – und „Loving You“ parat. Als sich The Grand Scheme nach dem Outro noch mit einem wirklich verdienten Extra-Applaus beschallen lassen, steht Herr Blacc – einmal von außen um die Halle geflitzt – schon am Merchandise-Stand, bietet jedermann die Gelegenheit sich mit ihm fotografieren zu lassen, verkauft T-Shirts, Hüte und eigens signierte Dollar-Noten.
Alles in allem ein gelungener Auftakt der Deutschlandreise. Trotz nervenaufreibender Wartezeit: Aloe, you made us smile!
Setlist:
Hey Brother
You Make Me Smile
Femme FataleGood Things
Miss Fortune
If I
Politician
I Need A Dollar
Billy Jean
Rico
Loving You
Fotos vom Konzert, Fotograf: Daniel Berbig
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