Der Opener und Titeltrack “Dance/Sleep“ entpuppt sich bereits nach den ersten Zeilen als überaus radiotauglich, ohne allerdings den Cargo-Stempel vermissen zu lassen. Er entwickelt sich geradezu zum Ohrwurm, der einen an nichts anderes mehr als an das Bild der tanzenden Frau vor dem schlafenden Mann auf dem Sofa denken lässt. Zwar bereits schon sehr poppig, wirkt das darauf folgende “Not Like Us“ leider sehr weichgespült. Eine Ausnahme auf diesem Album. Ganz im Gegensatz zur Thematik findet sich in “Life In
Reverse“ doch das Tanz/Schlaf-Prinzip wieder. Erfrischend schön, dass auch nicht Native Speaker es verstehen, Songs Inhalt zu verpassen (angemerkt sei hier auch der Titel “Let’s Fail In Love“).
Cargo City schlagen die seichteren Töne an. Und das nicht erst seit diesem Album. Mal düster und schwermütig, um dann doch in opulenten, tragenden Melodien auszuufern. Am prägnantesten sei hier “The Choir“ genannt, das beinahe an Get Well Soon denken lässt. In “Tale Of A Careless Man“ scheint die Trägheit sich zähflüssig durch die Gehörgänge zu winden und was sich zunächst langweilig anhört, wird durch die Texte beflügelt zum beinahe tiefsinnigen Lied, das es in seiner Gesamtheit versteht, die Seele zu berühren.
Der wohl stärkste Track überzeugt nicht in erster Linie durch seine musikalische Meisterleistung, sondern vielmehr durch die gekonnte Mischung von eingängiger Melodie mit sinnvollen Texten, die – Hand auf’s Herz –
heutzutage wirklich rar gesäht sind, und zudem es verstehen, einen tief zu berühren. Denn hatte nicht jeder von uns diesen Kindheitsfreund, mit dem wir durch dick und dünn gegangen sind? So zaubert die Textzeile „when we were running from the rain“ ein Lächeln auf’s Gesicht und lässt an die sorgenfreien Tage denken, in denen man wirklich glaubte, dass die weggeblasenen Samen der Pusteblume es wirklich schaffen konnten, dass die angebrochenen Packung HubaBuba niemals leer wird! Doch wehe, es regnet tatsächlich im Moment des Lauschens! Denn dann kullern zumindest bei den weiblichen Hörern die Nostalgietränen – A lot of love / a lot of loss!
Bei dieser Platte landet der Finger ganz schnell auf dem Repeat-All-Knopf und untermalt wahrscheinlich die Onlinesuche nach dem verlorenen Kindheitsfreund (even the search engine doesn’t know your name).
VÖ: 15.04.2011 Rebecca & Nathan
Tracklist:
01. Dance/Sleep 8/10
02. Not Like Us 6/10
03. Let’s Fail In Love 8/10
04. The Choir 9/10
05. Julian 9/10
06. Walk Over The Alps 6/10
07. Smile At Me 6/10
08. The Tale Of The Careless Man 7/10
09. All That You Need 6/10
10. Life In Reverse 7/10
Durchschnitt: 7,2
Gesamteindruck: 7,5
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