Was freut sich der Musik- und Britenfan, taucht am Bandfirmament wieder eine neue Gruppierung aus Manchester auf! Zuletzt wohl so empfunden bei dem Quintett von Dutch Uncles, die 2008 auf dem Hamburger Indielabel Tapete Records unterkamen und uns zudem JÜNGST ihr zweites Studioalbum CADENZA bescherten – und kam nicht auch eine gewisse Kapelle mit Namen The Beatles auf diesen Umweg zu Weltruhm?
Drückt man auf den Play-Knopf, so überrascht sofort der Opener Titeltrack “Cadenza“ und beweist ohne Umschweife: was die allesamt Anfang-20-jährigen da abliefern, ist vielmehr als das blinde Drauflosspielen desillusionierter jugendlicher der britischen Arbeiterklasse. Da stimmt sogar der Titel, offenbart uns ein Blick in die Enzyklopädie doch folgende Definition: [die; italienisch cadenza, `das Fallen`] Musik 1. in der Harmonielehre die musikalische Schlussformel; in ältesten Weisen das Absinken (daher der Name) der Melodie zum Grundton, im mehrstimmigen Satz eine geregelte Folge von Harmonien. (http://www.enzyklo.de). Voller Inbrunst steigert sich der Track mit Percussions, Klavierharmonien und sich wölbenden Gitarren zu eben diesem Schlusspunkt – lässt auf Großes im Verlauf der Platte hoffen.
Muten die ersten beiden Songs sehr balladesk an, überrascht das darauffolgende “Dressage“ im Gewand der jetzt allzu trendigen 80er. Auch die Stimme scheint sich zu wandeln und das Ohr drängt dem Gehirn vergleiche zu Morissey auf. Wohlgemerkt stimmlich. Was die holländischen Onkel in Sachen Songwriting bieten, vermag das deutsche Ohr wohl erst nach mehrmaligem Hören offenbart werden, neigt Sänger Duncan Paton doch zu langgezogenen Silben, lässt somit die Texte zur kakophonischen Instrumentenerweiterung werden (“Orval“).
Musikalisch ordnen sich die fünf jungen Herren aus Manchester doch zwischen Postpunkt, New Wave und Pop ein – und zwar zu genau richtigen Anteilen! Doch was genau hat es mit dem Bandnamen auf sich? Ein weiterer Blick ins Wörterbuch klärt auf: A Dutch uncle is the opposite of a typical uncle (kind and indulgent). Soso. Wieder was gelernt. Wie dem auch sei, die Briten kommen mit einer wirklich runde Platte daher, die sich zweifelsohne zwischen denen von den Foals und Everything Everything einreihen darf.
VÖ: 29.04.2011; PIAS / Rough Trade
Tracklist:
01. Cadenza 8/10
02. Dolli 7/10
03. Dressage 8/10
04. Fragrant 7/10
05. Ocduc 8/10
06. Orval 7/10
07. Sting 7/10
08. The Ink 7/10
09. The Rub 6/10
10. X-O 7/10
11. Zalo 7/10
Durchschnitt: 7,18
Gesamteindruck: 7,5
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