Ganze drei Jahre hat sich das Trio Zeit gelassen für den Nachfolger ihres umjubelten Debüts, das mehr als eine Handvoll Kracher für die Indie-Tanzflächen lieferte. Zeit, die man THIS MODERN GLITCH anhört. Die zehn Songs wirken ausgereifter, die Arrangements sind vielschichtiger. Besonders auffällig: Das Wechselspiel zwischen Keyboards und Gitarren, das vielen Stücken eine eigene Charakteristik verleiht. Manche Songs, wie die Vorabsingle „Tokyo (Vampires And Wolves)“ kommen sogar nahezu komplett ohne Gitarre aus. Im ersten Augenblick wirken die Songs dadurch weniger ungestüm und energetisch als auf dem treibenden Debüt der Briten. Auf’s zweite Hören kleben die Stücke dann aber schon im Gehörgang fest und es zeigt sich: THIS MODERN GLITCH ist an vielen Stellen immer noch genauso tanzbar wie der Vorgänger, in Gänze als Mitgröhlplatte geeignet und vollgestopft mit erstklassigen Ohrwürmern. Und: Das bereits erwähnte Wechselspiel zwischen Keys und Gitarre erweist sich als Glücksfall. Wenn in Songs wie „Our Perfect Disease“ oder „Techno Fan“ Sänger Murph erst zum zweiten Chorus den Verzerrerkanal betätigt, verleiht dieses Stilmittel den Stücken nochmal einen extra Schub.
Natürlich haben die Texte der Liverpooler nicht den größten Tiefgang und über die Halbwertszeit eines Albums voller Dreieinhalbminüter kann man sich auch streiten. Aber jeder, der gegen THIS MODERN GLITCH mit derartigen Vorwürfen argumentiert, hat den Sinn solcher Platten nicht verstanden: Hier geht es darum, dem Hörer schnell ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und seinen Endorphinausstoß anzukurbeln, während er unter freiem Himmel die Sonne genießt – auf dem Grillplatz, beim Zelten, beim Joggen oder auf den kommenden Festivals. Und natürlich auch im Club unter der Diskokugel. Am besten sollte man dabei immer ein Bier in der Hand haben und laut mitsingen. In diesem Sinne: Hoch die Flaschen! So nahe wie hier, wird man dem perfekten Gute-Laune-Pop dieses Jahr vermutlich nicht mehr so schnell kommen.
Übrigens: Alle Geschmackspolizisten, denen das Album trotzdem zu flach ist, dürfen natürlich weiter ausgelassen zu Radiohead-Krachern ihre Grillparty schmeißen. Dann aber bitte nicht wundern, warum auf dem Balkon gegenüber doch irgendwie mehr Stimmung herrscht und die heißeren Mädels am Start sind.
VÖ: 29.04.2011; 14th Floor / ADA / Warner
Tracklist:
01. Our Perfect Disease 8/10
02. Tokyo (Vampires & Wolves)8/10
03. Jump Into The Fog 8/10
04. Anti-D 6/10
05. Last night I dreamt… 7/10
06. Techno Fan 9/10
07. 1996 8/10
08. Walking Disasters 7/10
09. Girls/Fast Cars 7/10
10. Schumacher The Champagne 8/10
Durchschnitt: 7,6/10
Gesamteindruck: 8/10
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