Mit I AM VERY FAR bringen Okkervil River ihr sechstes Album auf den Markt. Dass die fünf Texaner, allen voran natürlich einziges noch verbliebenes Gründungsmitglied Will Sheff, schon immer Freunde der vielfältigen Instrumentierung und der opulenten Komposition waren, ist so ziemlich jedem ihrer Stücke anzuhören. Allerdings ist auch nicht zu verleugnen, dass sie dem Folk und Country immer mehr die kalte Schulter zeigen und sich mit klimpernden Wimpern dem Mainstream, oder sagen wir: dem allgemeinen Wohlgefallen, annähern. Aber was soll schon dabei sein, solange die Band weiterhin so gute Musik macht? Und nachdem der Musikplayer von der 02 auf die 03, „Rider“, gesprungen ist, muss man sich einmal kurz besinnen – nein, das hier ist nicht Arcade Fire. Aber zum Verwechseln ähnlich. Der Schellenkranz ist assoziativ schon anderweitig vergeben.
Es geht aber auch ruhig zu auf I AM VERY FAR. „Hanging From A Hit“ und „Lay Of The Last Survivor“ nähren sich von Klavier, Glockenspiel, seichtem Beckenanschlag und weiblichen Background Vocals. Die wahren Hits des Albums tummeln sich jedoch am Ende. Die Single „Wake And Be Fine“ schunkelt zunächst im Dreivierteltakt, bevor Sänger Will Sheff energiegeladen in die Strophen grätscht. Eine tolle Komposition, getragen von Streichern und dabei trotzdem mit viel Wumms. Der Closer „The Rise“ steigt mit mehrstimmigem, versetztem Gesang ein, fast ein bisschen surreal und winterverschneit. Er lässt I AM VERY FAR langsam und atmosphärisch, dabei aber immernoch instrumentell höchst experimentierfreudig ausklingen, so wie es dieses Album verdient.
Okkervil River beschäftigen zeitweise nicht weniger als zwei Schlagzeuger, zwei Bassisten, zwei Pianisten und ganze sieben Gitarristen. Dieses Aufgebot sorgt dafür, dass jeder der elf Songs an der ein oder anderen Stelle aufhorchen, aber nicht verstörend zurücklässt. Generell ist es aber tatsächlich das Arrangement, was I AM VERY FAR in der Gunst des Hörers hinaufkatapultieren sollte. Dieses Feature grenzt Okkervil River sogar von Arcade Fire ab.
VÖ: 06.05.2011; Jagjaguwar /Cargo Records
Tracklist:
01. The Valley 8/10
02. Piratess 8,5/10
03. Rider 8/10
04. Lay Of the Last Survivor 8/10
05. White Shadow Waltz 7/10
06. We Need A Myth 7/10
07. Hanging From A Hit 7,5/10
08. Show Yourself 7/10
09. Your Past Life As A Blast 8/10
10. Wake And Be Fine 9/10
11. The Rise 8/10
Durchschnitt: 7,8/10
Gesamteindruck: 8,5/10
Mehr zu Okkervil River
Live-Musik ist besser? Alle coolen Konzerttickets gibt es hier: