Anders, ruhiger, massentauglicher, doch auch vielseitiger und unglaublich kurzweilig – all das ist SANTA MUERTE, das brandneue Album der Broilers. Der mittlerweile fünfte Longplayer der Band erscheint am 10.06.2011 bei People Like You Records und bringt sie musikalisch einen großen Schritt nach vorne.
1992 von Sänger und Gitarrist Sammy Amara, dem Sohn irakischer Einwanderer, und Schlagzeuger Andi Brügge im zarten Alter von zwölf Jahren als reine Punk Rock-Truppe gegründet, hat sich die Formation, welche lange in der Oi!-Szene heimisch war, im Laufe der Jahre und gegen alle Widerstände stetig weiter entwickelt. Ines Smentkowski, die seit 1995 am Bass steht sowie Christian Kubczak, der alles bedienen kann, was Tasten hat, sind Beispiele für die wenigen Um- und Neubesetzungen, mit denen man in knapp 20 Jahren Bandgeschichte ausgekommen ist. Das Klangbild wurde nicht zuletzt dadurch deutlich erweitert. Die neue Scheibe der fünf Düsseldorfer kommt trotz des gemäßigteren Stils größtenteils frech daher und besticht etwa in „Harter Weg (Go!)“, der ersten Singleauskopplung und „Tanzt du noch einmal mit mir?“ durch schnelle, punkige Rhythmen. Thematisch werden die Aufs und Abs des Lebens behandelt. Das Album erzählt von Erfolgen und Niederlagen, von allgemeinen und persönlichen Problemen. „Schwarz, grau, weiß“ wirkt sogar so anklagend und aufrüttelnd wie ältere Broilers-Nummern – politisch, gesellschaftskritisch, kein Blatt vor den Mund nehmend. Zum Ende hin werden allerdings auch ruhigere Töne angeschlagen, so z. B. bei „Wie weit wir gehen“, vor allem jedoch beim letzten Song „Singe, seufze & saufe“. Spätestens hier wird auch klar, dass Sänger Sammy über viel stimmliches Potenzial verfügt. Getragen vom neuen Sound der Gruppe, der – mal mehr, mal minder rau, doch stets melodisch – Einflüsse aus Punk, Rockabilly, Ska, Soul und Reggae vereint, kann der charismatische Frontmann den Zuhörer auf eine ganz neue Art und Weise und eindringlicher als bisher von seiner gesanglichen Qualität überzeugen.
Endlich angekommen! Das ist der Eindruck, der sich mit jedem Hördurchgang mehr bestätigt. Die gelungene Mischung diverser musikalischer Stile, aber auch Amaras genauso tiefgängige wie zugängliche Lyrics verdeutlichen dies und spiegeln jahrelange Erfahrung im Leben wie in der Musik wider. Der zunehmende Erfolg der Broilers in Form von starken Festivalauftritten, ausverkauften Konzerten und einer ständig wachsenden Fangemeinde kommt somit nicht von ungefähr… Und so sehr sich manche alteingesessenen Broilers-Fans auch gegen die Neuerungen wehren und verachtungsvoll „Kommerz!“ und „Verrat!“ rufen, so sehr verleiht diese Innovation der Musik doch das gewisse Etwas und macht „Santa Muerte“ sehr hörenswert. Beim Lauschen dieser Platte beschreitet man also alles andere als einen „Harten Weg“.
VÖ: 10.06.2011; People Like You / EMI
Tracklist:
01. Preludio: Santa Muerte (nicht gewertet)
02. Harter Weg (Go!) 9/10
03. In ein paar Jahren 9/10
04. Tanzt du noch einmal mit mir? 9/10
05. Schwarz, grau, weiß 8/10
06. Verdammte Stille 8/10
07. Gemeinsam 7/10
08. 33 rpm 6/10
09. Vom Scheitern (The World is Yours, nicht!) 7/10
10. Alles geht weiter 5/10
11. Weckt die Toten 5/10
12. Wie weit wir gehen 5/10
13. Stoßen wir an 6/10
14. Singe, seufze & saufe 8/10
Durchschnitt: 7,1/10
Gesamteindruck: 8,0/10
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