Miss Li ist ein Phänomen. Bereits 5 Alben im Gepäck, ausgiebiges Touren durch aller Herren Länder, und jeder kennt ihre Songs. Aber nicht jeder kennt Miss Li. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass man ihre bisher größten Hits “Oh Boy” und “Bourgois Shangri-La” eher mit schwedischen Hochsicherheitslimousinen und Musikabspielgeräten mit Apfelaroma verbindet als mit Linda Carlsson aus Borlänge. In Sachen Fernsehwerbung und TV-Serien-Soundtracks ist und war die gute Frau nämlich nicht weniger aktiv als im Studio und auf der Bühne.
Das mit dem Bekanntheitsgrad sollte sich mit dem neuen Album BEATS & BRUISES jedoch ändern, zeigt sich Frau Li hier doch gereift und musikalisch vielfältiger als zuvor. Zwei Jahre wurde sich Zeit gelassen für die Veröffentlichung, was in Miss Lis Kosmos eine halbe Ewigkeit zu sein scheint (allein 6 Langspielveröffentlichungen zwischen 2006 und 2009!), und das hat der Platte ganz sicher nicht geschadet.
Ein recht düsterer Parforceritt durch Ragtime, Jazz, Chanson, Pop, Rock und klassisches Songwritertum lässt einen im ersten Moment baff und ein wenig ratlos zurück, und es braucht den ein oder anderen Hördurchgang um das ganze zu sortieren. Einzelne Songs herauszuheben oder abzuwerten macht auch wenig Sinn, das ganze Album ist düster-soulig kompakt. Miss Lis Stimme ist dabei selten so hoch, klar und quietschvergnügt wie auf ihren Vorgängeralben, das ganze wirkt heute viel kraftvoller und wandelbarer. “You Could Have It (So Much Better Without Me)” funktioniert als recht klassische Beat-Nummer noch am ehesten als happy Hit, auch “My Man” wirkt im Albumkontext eher fröhlich. “Arrested” erinnert mit seinem Easy-Listening-Vibe angenehm an ganz frühe Cardigans-Songs. Die restlichen Songs sind alle gut bis sehr gut, aber weniger direkt anspringend als beispielsweise schon genanntes “Oh Boy”.
Für die Werbeindustrie mag dies ein Verlust sein, um nachhaltig neue Fans zu gewinnen ist diese Scheibe perfekt. Hoffen wir auf ausgiebiges Touren im Herbst, das wäre dann ein Pflichttermin.
VÖ: 22.07.2011; Devil Duck Records / Indigo
Tracklist:
01. Devil’s Taken Her Man 8/10
02. I Can’t Get You Off My Mind 7/10
03. My Man 7/10
04. Shoot Me 8/10
05. You Could Have It (So Much Better Without Me) 7/10
06. Forever Drunk 6/10
07. Hit It 7/10
08. Arrested 8/10
09. Billy’s Got A Gun 7/10
10. The Modern Family 5/10
11. Are You Happy Now? 7/10
Durchschnitt: 7/10
Gesamteindruck: 8/10
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