Eine schöne Ironie: Den Einstieg zum einzigen Deutschlandkonzert von Warpaint am Dienstag Abend gestalten die Jungs von Heat aus Magdeburg. Bei gefühlten 57° C ist der Name also Programm für das sowieso schon in völliger Regungslosigkeit brütende Publikum. Nach der Begrüßung von Gemeindepfarrer und Sympathieträger Thomas Diederichs kommen die vier Musikerinnen aus LA endlich, endlich auf die Bühne.
„Jubilee“ macht den Anfang. Ein Stück, das zwar schon vor einer ganzen Weile geschrieben worden ist, es jedoch nicht auf das Debüt THE FOOL geschafft hat. Es wurde noch einmal neu aufgenommen und steht bald als nächste Single in den Startlöchern. Die meisten Stücke singt Gitarristin Emily Kokal. Genau wie Bassistin Jenny Lee Lindberg und Gitarristin Nummer Zwei Theresa Wayman hat sie die Augen während des Konzertes entweder geschlossen oder den Blick starr geradeaus gerichtet. Und wie sie da so stehen, Jenny Lee gekleidet in einen weiten, türkisen Kaftan und mit unglaublich intensivem Blick, strahlen sie eine ungeheure Sinnlichkeit aus. Die satten Farben der Scheinwerfer betten sich in den aufsteigenden Dampf (der nun einmal entsteht, wenn viele schwitzende Menschen dicht nebeneinander stehen) und regeln die Feinarbeit.
Was bleibt ist Schwelgen, Eintauchen, Genießen. Mitklatschen wird von der Band zwar an einigen Stellen gefordert, wirkt aber irgendwie fehl am Platz. Unzählige Brüche, geschickte Tempowechsel und wunderschöne Melodien entfalten live eine noch eindrucksvollere Wirkung als auf Platte. Der zwei- oder dreistimmige Gesang löst sich nach vielen Dissonanzen endlich in befreiende Harmonien auf. Doch besonders wenn die Gitarren an Fahrt aufnehmen und Schlagzeugerin Stella Mozgawa – eine Wucht! – die Musik wild nach vorne treibt, haben Warpaint neben ihren starken Seiten ihre wirklich starken Seiten.
Was bei all der Schönheit und Vollkommenheit des Konzertes jedoch zurückstecken muss, ist die Akustik. Auch direkt vor der Bühne verkochen die fragil gezupften und ineinander verwobenen Gitarrenpassagen, oft auch Theresas Background Vocals, leider viel zu häufig zu einem dichten Lärmbrei. Das ist eben der Preis für diese großartige Location. Die Zugabe besteht aus „Baby“, für den Emily alleine auf die Bühne kommt, sowie dem 15-minütigen Postrock-Gewitter namens „Beetles“. Ein ohrenbetäubender, fantastischer Abschluss und endgültiges Überzeugungsargument, falls denn überhaupt oder irgendwo noch Zweifel an der Großartigkeit von Warpaint bestehen sollte.
Setlist:
Jubilee
Bees
Warpaint
Burgundy
Composure
Undertow
Set your arms down
Majesty
Elephants
Baby (Zugabe)
Beetles (Zugabe)
Fotos vom Konzert; Fotograf: Ümit Karadeniz
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