Eine Flamme die ständig lodert und nicht erlischt ist eine Assoziation, die für die Folkband Beirut übertragbar ist. Dabei ist die Rede von Zach Francis Condon, der mit seinem elfköpfigen Balkanorchester ungewohnte musikalische Folktöne anstimmt, womit er nicht nur eine musikalische Nische bedient, sondern seit seinem Debut im Jahre 2006 einen großen Teil der Indie-Musikliebhaber für sich und seine Musik bis heute noch erobert.
THE RIP TIDE ist nun das dritte Ergebnis einer vierjährigen Schaffenspause. Das Album ist von zeitloser Natur und beeindruckt mit seinem musikalischen Arrangement, das von einer Violine bis hin zu einer dominanten Bläserinstrumentierung reicht. Kurz gesagt: Eine Melange aus vielfältigen Inspirationsquellen der orchestralen Balkan-Blasmusik gepaart mit osteuropäischen Folk- Klängen. Die Trompete ist dabei das zentrale Instrument, das den Hörer musikalisch durch das gesamte Album begleitet, aber besonders prägnant in “Vagabonds Old Town“ und ”East Harlem“ zum Vorschein kommt.
Anders war dies noch in den vorherigen Alben, denn nun gibt man sich nicht mehr dem elektrisch angehauchten Stilmix (MARCH OF THE ZEPOTEC EP) hin, sondern greift auf einnehmende Balkan-Klänge und eine Reihe ungewohnter Töne zurück, die dennoch eingängiger nicht sein können. Die Musik ist ausgereifter und weiterentwickelt worden. Condon scheint mit THE RIP TIDE eine stilistische Sicherheit und einen Endpunkt einer unendlichen Reise gefunden zu haben. Condon ist der Host einer musikalischen Reise über unendlich weite Prärien, Berge und Schluchten, wobei sich das Ziel in einem fremden Land befindet, welches das Gefühl in einem erweckt endlich ”zu Hause“ angekommen zu sein. Eine klangliche Delikatesse an Album, das eben diese großen harmonischen Moment aufkommen lässt.
Der Song ”Santa Fe“, ist eben diese Art Hymne an die Heimatstadt von Beirut, die vor Wärme und Harmonie vergangener Zeiten sprüht. Auch der Aufmacher ”A Candles Fire“ mit ertönenden Hafenklängen im Vorspann macht Lust, spätestens nach dem einsetzenden Gesang von Condon, diesem zu folgen. Nicht nur seinem musikalischen Können wegen, sondern weil man durch dessen harmonisch, eindringliche Stimme durch den fast halbstündigen Wandermarsch durch ”Santa Fe“ über ”Pay’s Bay“ bis hin zur ”Vagabonds Old Town“ geführt wird. Aufgrund der anmutenden Klarheit und Tiefe in seiner Stimme, erinnert diese an Stephin Merritt von den “The Magnetic Fields”.
”A Candles Fire is only just a Flame” ist u. a. ein Songtext des Albums. THE RIP TIDE ist nicht nur ein Kerzenfeuer: das Album ist vielmehr als das. Es ist ein Teil der niemals endenden Flamme, die längst noch nicht gestillt ist, sondern mit der Gier noch große Funken zu versprühen und so schließlich für die Zukunft ein noch größeres Feuer zu entzünden. Man kann gespannt sein, was Beirut in den nächsten Jahren entfacht und wohin die Reise dann gehen wird.
VÖ: 26.08.2011; Pompeii / Indigo
Tracklist:
01. A Candle’s Fire 6,5/10
02. Santa Fe 9/10
03. East Harlem 8/10
04. Goshen 6,5/10
05. Payne’s Bay 7/10
06. The Rip Tide 7,5/10
07. Vagabond 8/10
08. The Peacock 6/10
09. Port Of Call 8,5/10
Durchschnitt: 7,4
Gesamteindruck: 8,0
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