Schrobenhausen liegt bei Paffenhofen. Pfaffenhofen liegt bei Freising. Freising liegt bei München. So weit, so Provinz, und auch wir kommen nicht daran vorbei zu erwähnen, wo Hello Gravity herkommen. Warum das so wichtig ist? Gar nicht, aber zumindest erstaunlich, wenn man bedenkt wie international das Debut WUNDERKIND klingt. International insofern, als dass man das Album ohne weiteres auch nach England oder Schweden verorten könnte, ist es doch frei von dem hausbackenen Mief, den Indiebands “von hier” doch leider oft verströmen. Schrobenhausen, das neue Stockholm, London, Hipsterhausen? Das wohl nicht, wird doch Popmusik auf WUNDERKIND auch nicht gerade neu erfunden.
Die Songs sind allerdings meistens dermaßen auf den Punkt geschrieben, eingängig, hittig und gut produziert, dass man sich schon ganz schön was einfallen lassen muss, um Kritikpunkte zu finden. Letztlich kann es nur Geschmackssache sein, wenn man – rein hypothetisch, versteht sich! – das Ganze zu grell, zu quietschig, zu bunt findet. Überall fiepen die Synthesizer, oft weiß man nicht ob man es mit einem Schlagzeug oder programmierten Drums zu tun hat, Falsett wird bei Sänger Mike Zitzelsberger mit ganz großem ‘F’ geschrieben. Ob das ganze also wirklich die Substanz hat, auch längerfristig Fans zu binden und die Platte auf Rotation zu halten, bleibt abzuwarten.
Aber diese Hits! Die Single “River of Love”, “2 Step”, “Carlotta”, “White Lies” – nur eine kleine Auswahl der Ohrwürmer. Eigentlich taugt wirklich jeder einzelne Song dazu, die Tracklist gibt es ja sowieso unten. Dabei wird munter zwischen clubtauglichen Tanznummern und etwas entspannteren Songs á la Shout Out Louds gependelt. Insgesamt also ein rundum gelungenes Debüt, welches gleichzeitig noch genug Luft zum reifen bis zur nächsten Platte bietet. Vielleicht gehört zu dem Reifeprozess ja auch sich abzugewöhnen, sich für Liveauftritte und Videos albern das Gesicht zu schminken. Solche nicht wirklich mitreißenden Special Effects hat die Band nämlich gewiss nicht nötig.
VÖ: 26.08.2011; Dienjie Music / Rough Trade
Tracklist:
01. River Of Love 7/10
02. Sunshine From The Inside 7/10
03. 2 Step 8/10
04. Boys 7/10
05. While Moving Me 7/10
06. Carlotta 7/10
07. In The Morning 8/10
08. White Lies 9/10
09. A Try 7/10
10. Victory Of Pied Piper 8/10
Durchschnitt 7,5/10
Gesamteindruck 8/10
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