Es ist das, was in langatmigen Talk-Monologen, Feuilletons der Wochenschrift, Sechseinhalb-Minütern beim Informationsradio gemeinhin als ein und dasselbe in Rotation diskutiert wird: Die Generation Internet. Was für ein Name. Und der soll Programm sein. Quintessenz aller Dialektik ist die wagemutige Annahme, das Internet sei jetzt total wichtig und gefährlich zugleich. Für die Jugend. Für die Kinder. Obacht und aufgepasst! Wer nicht drin ist, versteht es nicht. Aber wer dabei ist, wer seinen Narzissmus beim Social-Networking genüsslich auslebt, der weiß was Trend ist beim Massenmitteilungsbedürfnis, ja der weiß was GANZ NORMALER WAHNSINN ist.
Herzlich Willkommen zum fünften Album von F. R./Fabian Römer/Eff Arr. Oder auch einfach: Hereinspaziert in das Leben eines völlig normalen 21jährigen. Fraglich ist natürlich, wer sonst noch mit 14 sein erstes Album veröffentlicht hat, nach der Schule auf eine solide Ausbildung, auf ein monetär erfolgversprechendes Studium verzichtet und mit Sack und Pack nach Berlin gezogen ist. Um Musik zu machen. Und nix anderes. So zumindest liest sich die Vita des gebürtigen Braunschweigers. Mit seiner neuen Platte pointiert F. R. den Traum der Hoffnungslosigkeit einer Jugend. Verpackt in Worte mit Esprit, die beim genauen Hinhören einen Tiefgang bergen. Einen, den sein Publikum dankbar annehmen wird. Es geht in seinen Songs um’s Leben. Tut es ja meistens. Aber Fabian Römer erzählt uns eben von diesem Leben in der Parallele, oder sollte man es ZickZack nennen? Der anderen Welt. Der virtuellen. Deutlich zu erkennen in „Gefällt mir“, ein Klick, ein Vergnügen für den Augenblick, es geht um die Anerkennung für sein Alter-Ego.: „Und darum schreibt er heute: „Ah, scheiß Tag!“, damit alles fragen, was gemeint war. Nach einem Tag, sein Beitrag um dreißig Kommentare reicher. Und alle haben Mitleid. Klar. Das gefällt mir!“ Nicht weniger genial ist „Irgendwas mit Medien“. Bedarf der Inhalt einer Erklärung? Wohl kaum. Aber wirklich groß an dem Track sind die Beats. F. R. nutzt den Sound der frühen Konsolen, die Lust mal wieder eine Welt mit den Bros. Mario und Luigi zu erkunden wird groß. Die Symbiose aus echtem Sprach- / Sprechtalent und dem vielfältigen Sound machen GANZ NORMALER WAHNSINN aus. Mal hart, mal softer, mal sarkastisch, mal anklagend, das ist F. R. Das ist das Talent, auf den Punkt zu bringen was die Journaille nicht geschafft hat.
VÖ: 02.09.2011; DEAG Music
Tracklist:
1. Machen! 8/10
2. Gegenverkehr 8/10
3. Sonne schneit 10/10
4. Gefällt mir 10/10
5. Irgendwas mit Medien 9/10
6. Russisch Chatroulette 8/10
7. Ganz normaler Wahnsinn 7/10
8. Sie & Ich 6/10
9. Zweifellos feat. Tim Bendzko 7/10
10. So soll’s sein 6/10
11. Wir schweigen es tot 7/10
12. Träum weiter 9/10
13. Willkommen zu Hause 8/10
14. Einfach mal… 8/10
Durchschnitt: 7,4/10
Gesamteindruck: 8,5/10
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