Mit ihrem letzten Album THE REMINDER erinnerte Leslie Feist alle daran, dass massentaugliche Musik intelligent, emotional, jedoch ohne Kitsch und zeitlos sein kann. Ihre fragile, eindringliche Stimme war zu dieser Zeit in aller Ohren und ein jeder vom Kind bis zur Oma summte ihr beschwingtes “1234”. Die Kanadierin begab sich nach all dem Brimborium um ihre Person dann jedoch erstmal auf Abstand zum Business und zu ihrer Kunst selbst, um wieder eine gesunde Distanz zu sich und ihrer Musik zu finden. Nun hat sie ihr musikalisches Schweigen gebrochen und meldet sich mit dem folkpoppigen METALS zurück. Dieses bezaubert den Zuhörer mit raffinierten Arrangements, die sich ganz unvermittelt in den Gehörgang schmuggeln und die Feists Beobachtungen über menschliches Miteinander eine Bandbreite an vielfältigen musikalischen Zwischentönen verschaffen, die man erst so richtig wahrnimmt, wenn man METALS ganz dicht an sich ranlässt, so richtig dicht an die Ohren. Im Dunkeln mit Kopfhörern. Dann steht man auf einmal im Raum mit sich selbst und Feists Stimme und ihren Songs, die so leise und beruhigend wirken und dann eben gerade durch diese Zwischentöne so weit und groß. Neben dem bekannten Instrumentarium gesellen sich hier die Streicher, die mal vibrieren (“Caught A Long Wind”), dann wieder emotional anschwellen (“The Bad In Each Other”, “Anti-Pioneer”), da die Bläser, die eine traurig-schwere Atmosphäre verbreiten (“Graveyard”). Es werden zart Glöckchen gestreichelt (“Get It Wrong Get It Right”), dann kraftvoll die Bassdrum getreten (“A Commotion”). Zu keinem Zeitpunkt wirkt irgendetwas zu viel oder zu überladen. Immer ist alles durchdacht und schlau. Und dann ist da noch diese Stimme, die immer ein wenig traurig-müde erscheint und einem dabei wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Mit Leichtigkeit erschafft Feist perfekte musikalische Augenblicke. “How come I’m so alone there?”, fragt Feist in “How Come You Never Go There”. Beim Hören von METALS kommt einem das Allein-Sein gar nicht so schlimm vor, solange man diese Platte in seinen Ohren hat. So schön ist sie. Punkt.
VÖ: 30.9.11 Polydor/Universal
Tracklist:
01. The Bad In Each Other 9/10
02. Graveyard 8/10
03. Caught A Long Wind 7/10
04. How Come You Never Go There 9/10
05. A Commotion 7/10
06. The Circle Married The Line 8/10
07. Bittersweet Melodies 8/10
08. Anti-Pioneer 8/10
09. Undiscovered First 9/10
10. Cicadas And Gulls 8/10
11. Comfort Me 8/10
12. Get It Wrong Get It Right 9/10
Durchschnitt: 8/10
Gesamteindruck: 8.5/10
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