Geschichtsstudenten wissen: GILGAMESH ist ein alter babylonischer Heldenepos, dessen Protagonist zu zwei Dritteln göttlich und zu einem Drittel menschlich ist. Doch wie göttlich ist die Musik von Gypsy And The Cat? Sicher ist die Single „Jona Vark“ ein kleines Hitmonster, ein Song zum immer wieder Hören mit seinem perfekten Harmoniegesang und dieser gewissen Stimmung, die in der heutigen Chartlandschaft rar geworden ist. Der zweite gute Song, „The Pipers Song“ erinnert an Totos „Africa“, disqualifiziert sich somit selbst, da das Original im Zweifelsfalle immer vorzuziehen ist und „A Perfect 2“ lässt sich zumindest ganz nett anhören, fällt aber auch nicht übermäßig positiv auf. Trotz dieser wenigen gelungenen Stücke vermisst man die zwei Drittel Göttlichkeit des titelgebenden, babylonischen Helden an allen Ecken und Enden. GILGAMESH klingt wie ein Album von Althippies, als hätten Crosby, Stills und Nash Mitte der 80er Jahre, während einer musikalischen Identitätskrise ein Album mit den Bee Gees unter der Führung von Alan Parsons aufgenommen. Zwar technisch perfekt produziert, doch an Ideenlosigkeit der Musiker kaum zu überbieten. Synthesizersounds sind in Mode, der Drumcomputer gerade neu und Harmoniegesänge obligatorisch. Genau da liegt das Problem mit GILGAMESH, denn Gypsy And The Cat sind keine alten, überproduzierten Musiklegenden am kreativen Tiefpunkt, sie sind zwei junge Australier, die sich schlicht bei den Sounds der 80er bedienen und auf Trends setzen. Der Stil der 80er Jahre wird kopiert, ohne etwas Eigenständiges dazu beizutragen oder ein Statement zu setzen, wie es jüngst Ford und Lopatim mit ihrem jazzigen 80er Jahre Feuerwerk CHANNEL PRESSURE taten. Trotz ihres Potentials gelingt es der Band nicht, die Genialität, den Zauber von „Jona Vark“ auf Albenlänge einzufangen, sie langweilen nach wenigen Tracks. Eine Band mit verschenktem Potential.
VÖ: 26.08.2011; Sony
Tracklist:
01. Time To Wander 6/10
02. The Piper’s Song 6/10
03. Jona Vark 8/10
04. Gilgamesh 6/10
05. Sight Of A Tear 5/10
06. Human Desire 5/10
07. Parallel Universe 5/10
08. Breakaway 6/10
09. Watching me, Watching you 4/10
10. Running Romeo 5/10
11. A Perfect 2/10
Durchschnitt: 6,4/10
Gesamteindruck: 5/10
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