Medienleute: Diese junge Kreative- Elite wird mit übersprudelndem Ideenreichtum und Wortschöpfungen bald den ganzen Planeten für sich erobern! Mal halb lang! Bevor man überhaupt zu dieser Meinung kommen könnte, muss man erst einmal DER ELITE DER NÄCHSTENLIEBE gelauscht haben.
Los geht’s! Ein langes elektronisch schwingendes Intro groovt einen ein. Was man erwarten darf? Völlig ungewiss! Es folgt eine Flut an völligem Wort- und Informationsdurcheinander, was einem die Telekommander da auftischen. Passagen wie: “Bedingungslos abraven auf die Casual- light-Kultur“ sind nur kleine Passagen, die auf einen einprasseln. Ein individueller Musikstil wie auch von der Frittenbude-Kombo und Der Tante Renate. So gesehen verwundert es einen auch nicht, in denselben musikalischen Warenkorb verfrachtet zu werden.
Aber schafft die Mediengruppe Telekommander den Absprung, sich aus der breiten Elektrotanzgemeinde zu befreien und dabei nicht in die Fänge der Schubladendenker zu gelangen? Die Gruppe um Florian Zwietnig und Gerald Mandl brauchen nicht in eine Schublade verfrachtet werden. Da diese es auch ganz gut verstehen gegen den Mainstream anzuschwimmen und die Klaviatur der Selbstvermarktung beherrschen. Und zwar ohne Klischeesongs dennoch Erfolg zu verzeichnen. Die zwei Kumpanen können schließlich auch anders! Da wird ganz salopp ein bisschen sehr viel Sozialkritik ausgeübt. Alle 9 Tracks des Albums zielen auf das eine ab. Aufrütteln, Kopf-Randale und daran auch noch Spaß und Freude zu haben.
Vor den Themen Konsumwahn in der Bevölkerung und die Schaulust unserer Kultur nehmen die Freunde der Gerechtigkeit nicht halt. Radikal und dennoch authentisch. Mit treffsicheren Texten wie: “Super billig! Immer erst mal haben und Wollen und alles kaputtkaufen! “(„Billig“) und mit der Kamera draufzuhalten, so lange sich noch etwas bewegt, “Ich will Action!“ („Draufhalten“).Was nun noch fehlt ist gegen die Charitykultur und Bussi-Gesellschaft aufmüpfig zu werden, um die Kritik noch ein wenig dekadenter auszuschmücken („Die Elite Der Nächstenliebe“). Küsschen links, Küsschen rechts, Check!
Die Freunde der elektronischen Tanzmusik haben zu keinem anderen musikalischen Ufer gewechselt und sind sich vom Klang und Stil her selbst treu geblieben. Elektro plus Schlagzeug gepaart mit Hip-Hop Sprechgesang. Damals legendär und Untergrundmusik und heute? Man wird den Eindruck nicht los, die Platte schon mal gehört zu haben. Dieselbe Sozialkritik, derselbe Sound, wie die vorherigen Alben auch schon!
Allerdings heben sich Florian und Gerald gerade mit ihrer Wortakrobatik und der Leidenschaft zum Gegenprotest deutlich von anderen ab. Man darf sich auf eine halbstündige Krawallbürsterei freuen! Was wäre die Welt denn ohne Action und ein bisschen Nörgelei im Alltag? Die Frage stellt man sich sicher selbst des Öfteren in ganz bestimmten Momenten des Lebens. Wer es früher mochte, wird es auch heute mögen. Check!
VÖ: 30.09.211; Audioakt /rough trade
Tracklist:
1. Auf der Sicheren Seite 7,5/10
2. Deine Schule 6/10
3. Billig 7/10
4. Draufhalten 6,5/10
5. Wer Bist Du 7/10
6. Überzahl 7/10
7. Nehmen 6/10
8. Die Elite der Nächstenliebe 7/10
9. Stoppschild 7,5/10
10. Keine Titelinformation (Data Track) 7,5/10
Durchschnitt: 6,85/10
Gesamteindruck: 7/10
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