Sharon Jones & The Dap Kings – Soul Time

Da ist sie wieder, diese Gänsehautstimme, dieses Erotikmembran, dieses ich-nehm-dich-mit-Organ, da ist sie wieder, die großartige Sharon Jones. Und mit ihrer legendären Band, den Dap-Kings, mit denen sie schon ein halbes Leben lang ihren New Generation Soul aus Brooklyn, NY (Sitz des Daptone Labels, welches nebenbei bemerkt in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen feiert) in die verklemmte Welt swingt, und die Amy Winehouse mit BACK TO BLACK zum absoluten Welterfolg verholfen haben, bringt sie nun endlich; endlich! ihr mittlerweile fünftes Studioalbum SOUL TIME heraus.

Mit unauffällig wechselnder Besetzung ist die Truppe so seit 1996 kreativ zusammengeschweißt und das merkt man beim hören dieser und jeder anderen CD jener außergewöhnlich realen Formation äußerst deutlich und noch mehr fährt einem diese Erkenntnis durch Mark und Bein wenn man sich das Ganze – logisch – live, hautnah und in Echtzeit antut. Zutut. Guttut. Einfach gute Musik wird hier noch handgemacht und auch wenn es nur zwölf Tracks geworden sind, die es auf SOUL TIME geschafft haben und auch wenn diese zwölf Tracks nicht über ihre vier Minuten Grenze hinausgehen, so strahlt man doch von der ersten Sekunde an, denn schon allein der Anfang von “Genuine 1“ wartet mit einer derartigen Großartigkeit auf, dass man meinen könne, sich in einem 36 Chambers Versuchslabor des Wu-Tang Clans wiederzufinden, wobei alles, was dann folgt, einfach nur noch besser, noch fulminanter und, um es mal ganz flach zu sagen, noch grooviger wird. Man wirft die Hände in die Höhe bei jedem Erklingen eines Saxophons, einer Trompete, eines Pianos, reißt sich die Krawatte vom Leib und feuert die Krokodillederschuhe gegen die neue Glasvitrine bei all den fantastischen 70er Instrumenten. Man will mitschreien und macht es dann auch, weil es bei Songs wie “When I Come Home“ (der wie manch anderes Stück auf SOUL TIME nicht mehr ganz neu, sondern schon jahrelanger Bestandteil ihrer Auftritte ist), gar nicht anders geht. Die Minuten auf SOUL TIME, in denen es etwas ruhiger zugeht (“Inspiration Information“, “Longer And Stronger“), strotzen nur so aufgrund einer dann plötzlich eintretenden Verfassung. Heartbeat. Love. Amour. Interessanterweise jedoch, ohne dies wirklich ein Mal in den Mund zu nehmen. Es ist einfach das, was uns Sharon hier vermittelt. Liebe.

Und das ist nicht SOUL TIME, nein das ist Heaven Time.

VÖ: 28.10.2011; Daptone Records / Groove Attack

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