Von tierischen Kostümen über ausgefuchste Soundprobleme bis hin zu zu skurrilen Bierwölfen: Die Nacht des Grusels hat im gut gefüllten Erlanger E-Werk einiges zu bieten. Wie im vergangenen Jahr fährt das Hamburger Label Audiolith gleich drei Bands auf, um den schaurigen Anlass ordentlich zu zelebrieren. Dieses Mal mit von der Partie sind Captain Capa, Supershirt und Egotronic. Dass es dabei neben viel „Süßem“ auch einiges „Saures“ gibt, vermag die gute Stimmung nicht trüben.
Los geht’s mit den beiden Energiebündeln aus dem beschaulichen Städchen Bad Frankenhausen in Zentraldeutschland – Captain Capa. Diese lassen sich trotz immenser Soundprobleme nicht den Spaß verderben und liefern ein grandioses Aufwärmprogramm ab. Das teils aufwändig verkleidete und vor allem sehr junge Publikum legt sich bereits mächtig ins Zeug und tanzt zu den elektronischen Beats fiebrig mit. Das fällt dank des wild umher zappelnden Frontsängers Hannes auch alles andere als schwer, zu gut macht er es vor. So flott wie das beachtliche Tempo der Songs, so zügig sind auch alle Tracks von „Faraday“ bis „Berlin Fainting“ gespielt und Schlag auf Schlag stehen bereits die drei Herren von Supershirt auf der Bühne.
Diese, mit neuem Album im Gepäck, treten bestens gelaunt auf und lassen die Bässe von Beginn an ordentlich wummen. Spätestens beim Anstimmen von „8000 Mark“ wird den Ohren einiges zugemutet, doch das lässt niemanden davon abbringen, lautstark mitzugröhlen. Ebenfalls glänzen die bestens aufgelegten Wahlberliner mit neuentdecktem Improvisationstalent. So entsteht der nicht gerade vor Kreativität überschäumende Song „Bierwolf“, dessen Inhalt sich zwar auf geschätzte zehn Wörter beschränkt, dafür aber umso mehr Heiterkeit in der Menge versprüht.
Gen Ende des gut einstündigen Auftritts blitzen hier und da auch einige Songs vom durchaus gelugenen neuen Album KUNSTWERK auf, die wohlwollend vom Publikum aufgenommen werden. Ebenso wohlwollend nehmen wir auf, dass Supershirt glücklicherweise vom Soundpech Captain Capas verschont bleibt.
Mit der Hoffnung, dass Fortuna auch dem letzten Zugpferd Audioliths am heutigen Abend wohlgesonnen ist, warten wir gespannt auf Egotronic. Diese trotten leicht verspätet auf die Bühne, was an sich nicht weiter schlimm wäre. Da aber am nächsten Tag Allerheiligen vor der Tür steht, heißt es bayernweit Sperrstunde ab Mitternacht. So sputen sich die Berliner, ein wenig gehetzt wirkend, durch ihr Set, das jäh 20 Minuten vor Null Uhr sein vorläufiges Ende findet. Die Technik versagt erst komplett und dann möchte der Bass nicht mehr so, wie Egotronic und besonders das Publikum will. Immerhin nehmen die Boxen dann kurz vor der Geisterstunde wieder an Fahrt auf, doch mehr als zwei Songs bleiben nicht mehr. Nach „Lustprinzip“ werden wir zu guter Letzt halbwegs versöhnt in die kalte Nacht hinausgeworfen. Ein, zwei Stunden mehr hätten wir aber auch freudig entgegen genommen.
Fotos vom Konzert; Fotograf: Jonas G.
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