„Oh!“, bleibt einem da wirklich nur zu sagen, denn mit dieser Platte ist die stetig heranwachsende Sparte des Indie-Folks um elf lupenreine Songs reicher. Will man sie anfangs noch in eine Schublade mit Mumford & Sons stecken, so überlegt man es sich nach genauerem hinhören doch anders und legt Dan mitsamt Kapelle fein säuberlich ein paar Fächer weiter nach oben. Vorsichtig, damit nichts verknittert. Denn der Kanadier scheint ein ganz feines Gespür für Nuancen zu haben und schafft es, seine Songs filigran abzustimmen und transportiert so die Gefühle mit einer Stärke, die eben nicht von oben mit aller Wucht auf einen herabfällt, sondern sich wie eine weiche Klangdecke um einen hüllt. So beginnt die Platte zaghaft, baut sich mit dem Anfang von „Helpful As You Can Be Without Being Any Help At All“ in einem Staccato aus Geigenklängen und Trompetenschwällen auf und lässt die Sinne bereits beim Opener Walzer tanzen wollen. Dan Mangan vereint die klassische Instrumentierung mit Bläsern und Kontrabässen. Nichts ungewöhnliches soweit. Doch geschieht das so subtil, dass sich die Musik als Ganzes darbietet; eine perfekt abgestimmte Platte, deren Charakter sich doch in jedem einzelnen Song ganz anders zeigt. Kommt „Leaves, Trees, Forest“ mit seinen seichten Gitarrenriffs und zaghaften Drums ganz leicht daher, um dann durch Dans beinahe zärtlichen Bariton die Welt vergessen zu lassen und sich selbst inmitten von Blättern an Bäumen und Bäumen im Wald zu sehen, lässt „Post War Blues“ mit der Anfangszeile „Let’s start a war for the kids“ leicht verwirrt aufhorchen, um sich dann in ein fulminantes, pulsierendes Dur-Spektakel zu verwandeln. Gefolgt von „If I Am Dead“ und dem anschließenden „Daffodil“, zeigt Dan dann auch seine zarte Seite, spielt in letzterem mit für ihn ungewöhnlichen Soundeffekten und schafft es hier auch mit der minimalsten Instrumentierung zu überzeugen. Und gerade deshalb ist OH, FORTUNE so besonders, so rund, so schön. Steht doch die Fülle an Instrumente in all ihren Klangfarben bereit, so besticht das Album am Ende vom Tag doch durch seine Zurückhaltung, die sich im Titeltrack „Oh Fortune“ von seiner besten Seite zeigt. Und vielleicht bringt genau diese Zurückhaltung den Hörer dazu, sie Dan Mangan immer und immer wieder anhören zu wollen. In den immer kürzer werdenden Tage, in denen OH FORTUNE nur zu gut zum Soundtrack des Winters werden könnte.
VÖ: 25.11.2011; City Slang
Tracklist:
Durchschnitt: 8
Gesamteindruck: 8,5
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