Patrick Wolf ist einer der Musiker, die sein Publikum nie langweilen werden. Das liegt vor allem daran, dass er sich von Album zu Album äußerlich wie musikalisch verändert. Und dass er genau weiß, wie er die Zuschauer bestens unterhalten kann. So geschehen an diesem Montagabend im Berliner Astra.
Die Kulisse deutet es bereits an: Mr. Wolf ist häuslich geworden. Im Hintergrund ist eine aufgemalte Stadt zu sehen. Links und rechts stehen zwei große Modellhäuser. So ist das, wenn man langsam erwachsen wird und sich nach einem Rückzugsort sehnt. Passend dazu gibt sich der Brite auch neuerdings um einiges ruhiger. Und fröhlicher. Das Destruktive der Vergangenheit scheint keine allzu große Rolle mehr zu spielen in seinem Leben. Auch die schrillen Posen und ständigen Kostümwechsel gehören der Vergangenheit an. Letztere werden für seine Verhältnisse nur noch minimal eingesetzt.
Da klingen die ersten Töne des heutigen Tages im Berliner Astra auf der Ukulele, die eine akustische Version von „Hard Times“ ankündigen, gerade geeignet für den Abend.
Live zeigt sich der Brite nach wie vor experimentierfreudig. Unterstützt wird er auf dieser Tour nämlich unter anderem auch von einer Saxophonistin. Ein Instrument, das vor allem auf „The City“ seines aktuellen Albums LUPERCALIA im Vordergrund steht und live einer Vielzahl seiner Songs ihre ganz eigene Note verleiht. Dazu kommt: Patrick Wolf wäre nicht er selbst, wenn er seine Instrument nicht scheinbar spielend ständig wechseln würde. Von der Geige, zur Harfe, zum Keyboard, zur Ukulele und zurück. Ob es ein Instrument gibt, dass er nicht beherrscht, weiß vermutlich nur er selber.
Trotzdem, musikalisch ist er heute nicht in Bestform. Schuld daran ist laut eigener Aussage zu viel „poledancing“ am Abend zuvor. Also verspielt sich Herr Wolf an diesem Abend etwas öfter, vergisst den Text oder überhaupt was er eigentlich gerade spielen wollte. Seis drum, er nimmt’s mit Humor, das Publikum auch. Sattdessen zeigt Patrick Wolf, dass er kein Problem hat, die Zuschauer mit seinen Stories zu unterhalten. Und so erfahren wir, dass er eigentlich gerne Britney Spears wäre, den Alexanderplatz nicht gerade attraktiv findet ebenso wie die heutige Bermondsey Street im Übrigen und mittlerweile eigentlich gar nicht mehr weiß in welchem Monat wir uns gerade befinden.
Allen Konzentrationsproblemen zu trotz – wenn er sich erstmal auf seine Songs eingelassen hat, dann zeigt sich auch was für ein talentierter Musiker er ist. Gespielt werden natürlich eine Mehrzahl seines neuen Materials, aber das Publikum darf sich heute auch am „Ghost Song“ erfreuen und an „Tristan“ natürlich.
Ein kleines Highlight wartet mit „Theseus“, der auf Platte mit der Stimme von Tilda Swinton zu hören ist. Hierfür betritt heute ebenfalls eine Schauspielerin die Bühne: Gwendoline Christie, die gerade für die allseits gelobte Fernsehserie „Game Of Thrones“ vor der Kamera stand.
Bei dem letzten Song des regulären Sets – „Together“ – übt Patrick schließlich nochmal seine Deutschkenntnisse, bevor er von der Bühne springt und sich ins Publikum verabschiedet. So ganz vorbei ist es für heute aber noch nicht.
Umgezogen und mit zwei ausgestopften Füchsen auf den Schultern, die ihn doch ein wenig beim Spielen behindern (ja ja, wer schön sein will muss leiden oder so ähnlich), verabschiedet sich Herr Wolf schließlich mit „The Magic Position“ und einer extralangen Version von „The City“. Ein rundum unterhaltsamer Abend geht damit zu Ende und wir freuen uns schon jetzt auf seine nächste Tour, bei der uns Herr Wolf wieder aus unserem grauen Alltag reißen darf.
Bilder vom Konzert; Fotografin: Julia F.
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