Mystisch, unnahbar und düster- so präsentieren sich Sigur Rós auf ihrem Livealbum INNI. Das 2008 an zwei Abenden im Londoner Alexandra Palace aufgenommene Konzert, ist das erste musikalische Lebenszeichen der Isländer, vier Jahre nach ihrer letzten Platte.
Wer Sigur Rós kennt, ahnt sicherlich dass INNI keines dieser 0815-Live-Alben ist, die sich von der Studioproduktion vor allem durch ihren Applaus abheben. Nein Sigur Rós wollen auf ihren Livekonzerten mehr als ein stures abspielen der Studioversionen ihrer Songs und verändern ihren Sound passend zum Kontext der Show. Die Aufnahmen von INNI zeigt die Band reduzierter, als wir sie meist in Erinnerung haben mögen. Das liegt allen voran daran, dass sie hier ohne ihr Streicherquartett Aminia zu hören sind. Und das macht sich bemerkbar. Bei „Hoppípolla” zum Beispiel, das ohne die Streicher im Hintergrund zunächst fast ein wenig „leer“ klingt, dadurch aber die großartige Klaviermelodie mehr ins Zentrum rückt.
Obwohl ein Querschnitt aus allen ihrer bisher veröffentlichten Studioalben gespielt wird, reihen sich die Songs scheinbar perfekt aneinander und ergeben ein Gesamtbild bei dem kein Lied am falschen Platz zu stehen scheint.
Dabei balanciert die Band stets zwischen wunderschönen, melancholischen Melodien, der glasklaren Stimme von Jónsi und Rockausbrüchen. Wie schon der zehnminutige Einstieg „Svefn-g-englar“, der stets zwischen beiden Polen schwebt. „Glósóli“ endet hingegen in einem wahren Rockgewitter. Das Herzstück des Konzerts ist jedoch das 15-minütige „Popplagið“ , das unbetitelte Stück ihres Albums ( ), das vielleicht intensivste, bewegendste und natürlich epischste Werk ihres bisherigen Schaffensprozesses.
Neben der Live-Cd erscheint ein Konzertfilm zu INNI, gefilmt von Vincent Morrisset der bereits mit Arcade Fire zusammengearbeitet hat. Der Film ist noch einmal ein eigenes Kunstwerk, dass es schafft in meist spröder schwarz-weiß Ästhetik, kargen und körnigen Bildern die Stimmung perfekt einzufangen. Unschärfe, gewollt wackelige Kameraführung und unkonventionelle Close-Ups sorgen dafür, dass der Film in seiner ganz eigenen Ästhetik daher kommt.
Wie lange es dauert, bis die Band uns ein neues Studioalbum präsentieren wird, ist noch nicht ganz klar, bis ins Frühjahr 2012 mindestens. Aber für die Zwischenzeit haben wir ja jetzt INNI.
VÖ: 4.11.2011; Pias/Krunk Records/rough trade
Tracklist:
01 Svefn-g-englar 8/10
02 Glósóli 7/10
03 Ný Batterí 8/10
04 Fljótavík 8/10
05 Við Spilum Endalaust 8/10
06 Hoppípolla 8/10
07 Með blóðnasir 7/10
08 Inní Mér syngur vitleysingur 7/10
09 E-bow 8/10
10 Sæglópur 8/10
11 Festival 7/10
12 Hafsól 7/10
13 All Alright 7/10
14 Popplagið 8/10
15 Lúppulagið 8/10
Durchschnitt: 7,5/10
Gesamteindruck: 8/10
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