Summer Camp, das ist das Duo, welches sich selbst auf ihrer Homepage so einleitet: „Summer Camp are Jeremy Warmsley and Elizabeth Sankey. This endeavour began as a happy accident but like most parents of unexpected offspring they’ve adapted and are now experts at tying nappies.“
Summer Camp, das ist das Duo, welches anfangs nur ein pseudo Myspace Profil hatte um ”I Only Have Eyes For You” zu verbreiten und das Duo, das sich gleichermaßen als sieben Schweden ausgab.
Das klingt alles erst mal wahnsinnig abgeflacht und langweilig. Aber in Anbetracht der ganzen Aufmachung und den ersten Klängen, die einem beim Betreten ihrer Internetseite aus den Computerboxen entgegenschallen, doch auch enorm begeisternd und irgendwie auch extrem vielversprechend, zumindest für jeweilige Klientel. Obwohl man sich durchbeißen muss durch das debütierende WELCOME TO CONDALE der beiden kalifornischen Kleinstädter, denn es ist eines dieser Alben, die einem von irgendjemanden empfohlen werden. Und dann irgendwann, hört man mal so rein, hört die Platte durch, ist genervt und bestätigt von den eher nicht so brillanten Songs. Dann hört man das Ganze ein zweites Mal, denn jeder hat ja mehr als nur eine Chance verdient im Leben, und merkt plötzlich: Wow, das ist wirklich gut! Ob das nun ein Kompliment oder ein Vorschlag zur Strategieänderung ihrer musikalischen Vermarktung ist, müssen Summer Camp selbst für sich herausfinden. Aber bis dahin können sie äußerst gern weiterhin diesen zauberhaften Pop machen (“Done Forever“), der so viel tiefergehend als der uns momentan bekannte Pop ist. Fröhliche Synthesizertastentakte hüpfen durch beziehungsbeladene Textstrukturen, treffen unterwegs Gitarren, ekstatische Hauptgesänge von Jeremy und Elizabeth, sowie kopfschunkelanimierende Schlagzeugpassagen, die wie auf Schlagsahne stolzieren lassen und sich vor allem live behaupten können. Aber auch im Wohnzimmer ist WELCOME TO CONDALE ein auditiver Hochgenuss, da sich lyrisch wie auch in der kompletten Instrumentalisierung ein ganz klar zu erkennender roter Faden abzeichnet und einbrennt. Einnäht. In den letzten Monaten wurde selten ein Album wie dieses produziert; eines, das mit ganz viel Liebesschmerz arbeitet und dennoch so unglaublich viel Spaß bringt. Es sind Songs wie “I Want You“, “Down“, “Ghost Train“ (der auch auf der vorangegangen EP enthalten war und trotzdem keinen Deut an Sympathie verliert), die augenblicklich in die Ohren kriechen und an der Glückbasis in unseren Köpfen andocken, auch wenn das Herz grad mal nicht so kräftig schlägt. Das fulminante Ende dieses Erstlingswerkes wird von einem Track bestritten, der den passenden Titel 1988 trägt. Als würden wir uns nicht ohnehin schon in diese Epoche zurückversetzt fühlen bei näherer Beschäftigung mit dieser frischen Band aus einem Ort, der so bedeutend für sie sein muss, dass sie ihn nicht nur im Albumtitel, sondern auch in ihren Songs mehrmals benennen und die Anziehungskraft ihres auserkorenen Städtchens mit folgenden Worten beschreiben: „It’s a greate place to raise kids but they’ll never grow up“ (aus “Welcome To Condale“).
Nach der YOUNG EP (2009) bringt dieses knackige Duett nun ein also Debüt auf den Markt, das uns mit Sicherheit noch lange an den Schuhsohlen kleben wird. Aber nicht so wie ein lästiges Herbstblatt oder Kaugummis von fremden Leuten, sondern eher so wie ein besonders schöner Hacken, der auf gar keinen Fall abbrechen sollte.
VÖ: 04.11.2011; Moshi Moshi / Groove Attack
Tracklist:
01. Better Off Without You 8,5/10
02. Brian Krakow 7/10
03. I Want You 8/10
04. Losing My Mind 8/10
05. Summer Camp 7/10
06. Nobody Knows You 7/10
07. Down 8,5/10
08. Welcome To Condale 8,5/10
09. Done Forever 8/10
10. Last American Virgin 6,5/10
11. Ghost Train 8/10
12. 1988 7/10
Durchschnitt: 7,7/10
Gesamteindruck: 7/10
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