Das Luxor hat für Ben Howard eine ganz eigene Bedeutung. 2009, als der Stern des sympathischen Briten langsam zu steigen begann, spielte er schon einmal als Support von Fink auf eben jener Bühne im Herzen der Kölner Innenstadt. Man merkt ihm an, dass er selbst nicht richtig fassen kann, jetzt derjenige zu sein, auf den der bis zum letzten Platz gefüllte Raum an diesem Abend wartet.
Das Publikum ist bis auf ein paar Ausnahmen in einer gnädig-entspannten Stimmung und wartet nur darauf, aus der kalten Herbstatmosphäre der Kölner Großstadtschluchten gerissen zu werden. Der Raum wird abgedunkelt, es kann also losgehn. Vor Ben Howard betritt erst einmal Rich Thomas, seines Zeichens Sänger von Brothers & Bones, die Bühne. Optisch erinnert der Brite eher an den feinfühligen D’Artagnan als an einen stimmgewaltigen Sänger von der Insel. Seine Musik schafft es jedoch auf ganzer Linie zu überzeugen. Die wenigen Stücke, die er zum Besten bringt sind eine Achterbahnfahrt aus wilden, rockigen und intim-zerbrechlichen Singer-Songwriter-Passagen. Die Tracks bauen sich wellenartig über dem Publikum auf, um dann auf dem Höhepunkt über die Zuschauer hereinzubrechen. Dass Thomas nur mit der Akustikgitarre und seiner Stimme, aber ohne Band da sitzt, macht das Ganze noch beeindruckender und fesselnder. Einige Anfangsprobleme mit dem Equipment stören dabei weniger als die unruhige Minderheit im Publikum, die seinen Auftritt nicht wirklich zu würdigen weiß.
Als das Aufwärm-Programm beendet ist, betritt nach einigen Umbauarbeiten Ben Howard die Bühne. Nach einem ruhigen Start singt das Publikum bei „Old Pine“ direkt mit und gibt dem etwas schüchtern und jungenhaft wirkenden Briten Sicherheit. Die charmanten Band-Kollegen Chris Bond und India Bourne stehen ihm als Multi-Instrumentalisten zur Seite und schaffen über den gesamten Abend einen beeindruckenden musikalischen Hintergund. Alle drei zusammen erzeugen im Laufe des Abends eine magische Stimmung im Publikum, die nicht nur die Leute in den ersten Reihen packt. Schaut man auf das Surfer-Boy-Ideal auf der Bühne und konzentriert sich auf den Sound , so kann man glauben, dass man gerade selbst im erträumten Surfer-Paradies abgestiegen ist. Es gibt dabei unzählige Augenblicke, in denen sie den Lorbeeren gerecht werden, die momentan von überall auf sie herabprasseln. Ob beim
gefühlvollen „Black Flies“ oder beim frenetisch bejubelten „The Wolves“ zeigt dabei vor allem Ben Howard, was in ihm steckt. Seine Stimme passt perfekt zu den Kompositionen und überträgt eine wehmutsvolle Aufbruchstimmung auf das Publikum. Wenn die Pärchen bei „Only Love“ enger zusammenrücken oder das ganze Publikum bei „The Wolves“ innbrünstig „Love, Love, Love“ mitsingt, wird die Welt wieder ein kleines Stückchen besser. Aller sich ausbreitenden Zufriedenheit zum Trotz ist das Konzert dann nach 2 Stunden
zu Ende. Nachdem die Band mit großem Jubel verabschiedet worden ist, hat man das Gefühl, dass jeder im Raum ein Stück der entspannten Atmosphäre eingepackt hat und diese nun mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause entführt.
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