„You’re awfully quiet“ lautet die gar nicht mal so negativ gemeinte Begrüßung, die die beiden Schwestern Johanna und Klara Söderberg dem abwartenden Publikum entgegenrufen. Dabei hat die anfängliche Stille im Publikum nichts mit möglicher Langweile zu tun, sondern spiegelt nur den ehrfürchtigen Respekt wider, den das gut gefüllte Gebäude 9 den beiden jungen Schwedinnen von First Aid Kit und ihrem mitgebrachten Schlagzeuger entgegenbringt. Charmant, bescheiden und mit einem wunderbar trockenen Humor ziehen die jungen Frauen die Zuschauer schon frühzeitig in ihren Bann, die die beiden Protagonistinnen teilweise noch von ihren Support-Auftritten 2009 mit den mittlerweile aufgelösten US-Folkrockern Port O’Brien kennen.
Jetzt sind sie aber selber die Headliner und haben passenderweise auch ihr zweites Album THE LION’S ROAR im Gepäck. Den Auftritt eröffnen sie mit der entwaffnenden Sanftheit von „This Old Routine“ und ihrer frühen Single „Hard Believer“. Eine bittersüße Grundstimmung umweht in der Folgezeit das ganze Konzert. Einerseits ist zwar Valentinstag, andererseits weisen die beiden sympathischen jungen Damen aber auch gerne darauf hin, dass sich ihre Lieder auch für diejenigen eignen, die diesen Tag nicht mit ihren Liebsten verbringen. Der wunderschönen Melancholie der Emmylou Harris-/Johnny Cash-Hommage „Emmylou“, dem Fever Ray-Cover „When I Grow Up“ oder dem komplett ohne Mikrofone gesungenen „Ghost Town“ kann man sich auch ohne Liebesfrust oder –lust kaum entziehen. Und wenn es dann mal etwas mehr in Richtung Country und Folk geht, gehen die beiden Mädels auch mal aus sich heraus. So wie bei „King Of The World“ oder dem Titelsong „The Lion’s Roar“, mit denen sie zum Abschluss der regulären Spielzeit noch mal richtig aufdrehen.
Zwei frenetisch bejubelte Zugaben später beenden sie ein wunderbares Konzert mit „Waltz For Richard“, der B-Seite des eingangs erwähnten „Hard Believer“, nach knapp über 80 Minuten Spielzeit. 80 Minuten, die durchweg für nachhaltig gute Stimmung im Publikum sorgen.
Bilder vom Konzert; Fotograf: Peyman Azhari.
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