Lässt man den Blick heute durch das Foyer des E-Werks schweifen, ist zu erahnen, dass das Konzert von Feist ausverkauft ist. Auch einige Prominenz mischt sich unters Volk z.B. die Mädels von BOY, als der Support Fionn Regan beginnt zu klampfen. Allein mit Gitarre und seiner Stimme versucht er das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Obwohl der Ire über eine sehr angenehme Stimme und über ein Repertoire von drei Alben verfügt, gibt es meist nur spärlichen Applaus. Die Leute scheinen gesättigt und etwas genervt von diesen Barden, die mit ihrer Gitarre ihren Herzschmerz kundtun.
Gegen 21 Uhr ist es Zeit für Leslie Feist. Als Bühnendeko flimmern gemalte Kunstwerke auf eine Leinwand und Lichttöne, die eher dunkel gehalten sind, versetzen das Publikum in herbstliche Stimmung. An diesem Abend machen sie und ihre hervorragende Band alles richtig. Meist beginnen die Songs sanft und zaghaft und bekommen zum Refrain hin deutlich mehr Druck, um nicht mehr als Ballade durchgehen zu können. So ähnelt sie manchmal einer Heather Nova, Björk oder Norah Jones, ganz wie es ihr gefällt. Die Band besteht neben den üblichen Instrumenten (Bass, Drums, Klavier, Gitarren und Percussion und vereinzelt Trompete) auch aus einem Background-Chor. Und der ist fantastisch, astrein und atemberaubend. Die drei Sängerinnen der Gruppe Mountain Man unterstützen Feist und ihre Band und stehlen ihr streckenweise die Show, vor allem dann als sie „Cicadas and Gulls“ A Capella anstimmen. Da in deren Gesang Vokale manchmal derartig langgezogen etwas kitschig gesungen werden, müssen dann Songs dagegen halten, wo die E-Gitarre überwiegt. Doch bei all den Künsten wird nicht vergessen, das Kölner Publikum mitzunehmen. So teilt die Kanadierin die Zuschauer in Kölner, Deutsche, Europäer und den „Rest“ ein, um es kanonartig zu integrieren. Ein toller Einfall, die Leute Teil des Ganzen sein zu lassen.
Mit einer Coverversion von Nina Simones „Sealion“ und „Let it Die“ aus älteren Tagen beendet Feist den Auftritt mit Band. Sie lässt es sich jedoch nicht nehmen ein zweites Mal ganz allein auf die Bühne zurückzukehren und „Mushaboom“ erneut und „Intution“ auf Gitarre spielend darzubieten.
Leslie Feist gelingt an diesem Abend alles. Ihr Charme und Charisma, die Beleuchtung, der astreine Sound, die gut eingespielte Band und die phänomenalen Sängerinnen machen diesen Konzertabend zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Setlist:
Undiscovered First
A Commotion
Graveyard
How Come You Never Go There
Mushaboom
The Circle Married the Line
My Moon My Man
I Feel It All
So Sorry
Anti-Pioneer
The Bad in Each Other
Pine Moon
Comfort Me
Caught a Long Wind
Get It Wrong Get It Right
Cicadas and Gulls
Sealion
Let It Die
Mushaboom (Solo)
Intuition (Solo)
Fotograf: Lutz Bittrich (WeArePhotographers)
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