Wer am Sonntagabend in das Gesicht von Nicky Wire schaut, sieht nicht nur jede Menge schwarzen Eyeliner und glitzernde Aufkleber, sondern vor allem eins: Leidenschaft. Der Songwriter und Bassist der Manic Street Preachers scheint jede der rund 100 Minuten des Konzerts im Kölner E-Werk zu genießen, ja förmlich aufzusaugen. Und so geht es nicht nur ihm, sondern auch vielen Fans im Publikum, deren zufriedene Gesichter ebenfalls Bände sprechen.
Es braucht auch niemand wirklich lange um an diesem Abend auf Betriebstemperatur zu kommen, denn die Manics eröffnen ihre Show mit „Motorcycle Emptiness“, der Hymne schlechthin. Kollektives Mitsingen von der ersten Silbe an garantiert. Keine Album-Tracks, sondern eine Auswahl aus NATIONAL TREASURES, einer Zusammenstellung der 38 Singles ihrer gut 20jährigen Bandgeschichte soll es zu hören geben, so Sänger und Gitarrist James Dean Bradfield. Dass sich da so einige Highlights angesammelt haben, versteht sich von selbst. „The Everlasting“ und „A Design For Life“ repräsentieren die kommerziell erfolgreichste Phase Mitte und Ende der 90er-Jahre, doch sind es die Songs aus der Zeit „davor“, die bei Band und Fans für die größten Emotionen sorgen. Allgegenwärtig ist die Erinnerung an Richey Edwards, dessen Schicksal nach seinem Verschwinden bis heute ungeklärt ist. Sein Platz auf der Bühne an der rechten Seite von James Dean Bradfield ist nach wie vor frei, hinter Nicky Wire leuchten die Blüten einer japanischen Kirsche und „Revol“ widmen sie ihm.
Noch im letzten Jahr stellten die Manics ihre Bedeutung in Frage, wussten nicht recht, wie ihre Zukunft als Band nach 2012 aussehen wird. Kaum zu glauben, wenn man sie heute auf der Bühne sieht. So wie James Dean Bradfield jedes Gitarrensolo lebt und Nicky Wire für sich jede Textzeile zelebriert, muss noch ein immens großes Feuer brennen. Und was die Bedeutung angeht, ja, da dürfte ein Blick auf die Polaroids helfen, die Nicky Wire noch vom Kölner Publikum schießt. Oder die Erinnerung an „If You Tolerate This Your Children Will Be Next“, das Schlussstück, dessen Worte auch der letzte im Saal in- und auswendig kennt. Bedeutungslosigkeit klingt wirklich verdammt anders.
Setlist:
Motorcycle Emptiness
Your Love Alone Is Not Enough
Ocean Spray
Love’s Sweet Exile
(It’s Not War) Just The End Of Love
The Everlasting
Found That Soul
Theme From M.A.S.H. (Suicide Is Painless)
The Love Of Richard Nixon
Revol
Tsunami
A Design For Life
From Despair To Where
You Love Us
There By The Grace Of God
Everything Must Go
Let Robeson Sing
This Is The Day
You Stole The Sun From My Heart
Some Kind Of Nothingness
Little Baby Nothing
Motown Junk
If You Tolerate This Your Children Will Be Next
Bilder vom Konzert; Fotografin: Julia Laacks
no images were found
Mehr zu Manic Street Preachers
Beim nächsten Mal willst Du dabei sein? Tausende Konzerttickets gibt es hier: