Kurz vor der Jahrtausendwende versuchte Ben Schadow mit deutschsprachigem, Weezer-esquen Collegerock und der Band dernameistsolangdenkannsichehkeinschweinmerken (und zerschießt zudem jedes Layout!) die deutsche Indieszene zu revolutionieren, kurz danach versuchte er es mit swingendem 60s-Beat mit Les Garcons. Die Kritiker und Käufer waren von beiden Bands begeistert, aber leider zu wenig. Daher zog sich der Hamburger zunächst ins zweite Glied zurück: Ben Schadow avancierte zum festen Bandmitglied bei Bernd Begemanns Befreiung, sein Bass und Know-How ist zudem bei Studioaufnahmen von Musikerkollegen wie beispielsweise Pascal Finkenauer, Olli Schulz und kettcar gefragt.
In einer Zeit, in der es dem Musikbusiness so schlecht geht wie nie zuvor, traut sich der „Chewbacca der deutschen Sänger“ (Thees Uhlmann) nun aber doch wieder in den Vordergrund: Die Stücke seines Debütalbums „Liebe zur Zeit der Automaten“ sind in einem Zeitraum von rund drei Jahren entstanden, in denen Ben Schadow häufig mit Astra Kid Pele Caster gemeinsam durch Deutschland tourte. Und es ist ein abwechslungsreiches Album geworden: Die sechziger Jahre, insbesondere die Beatles und die harmonieverliebten Beach Boys, klingen auf den Stücken stets durch, auch die alte Liebe zu Weezer hört man Ben Schadow noch immer an.
Weit entfernt von Dauermelancholikern wie Knyphausen, ClickClickDecker oder Koppruch und Stadionrockern wie Revolverheld oder Bosse ist Ben Schadow ein kleines Juwel in der deutschen Musikszene gelungen – irgendwo in der Tradition von Justin Balk und Locas In Love mit einer Prise Country, einem Hauch Blues, einem Schuss Vokalharmonien und einem riesigen Blumenstrauß voll Popzitaten. Da kann man es auch verschmerzen, dass das hohe Niveau der ersten CD-Hälfte nicht ganz bis zum Ende durchgehalten wird.
Ohr d’oeuvre: Ich fall immer auf die selben Dinge rein, Gnade trägt man in Särgen, Einer aus Stolz, einer aus Scham
VÖ: 18.05.2012; Timezone
Tracklist:
01. Intro
02. Ich Fall Immer Auf Die Selben Dinge Rein
03. Herz Aus Holz
04. Gnade Trägt Man In Särgen
05. Wie Leicht Es Wär, Einfach Zu Bleiben
06. Einer Aus Stolz, Einer Aus Scham
07. Zusammen Zuletzt
08. Eigentlich Kann Es Ja Nicht Mehr Besser Werden
09. Heller Fleck Im Schwarzen Meer
10. Was, Wenn Es Mich Wach Entdeckt
11. Ich Hab‘ Geträumt, Ich Sei Tot
12. Outro
Gesamteindruck: 7,5/10
Mehr zu Ben Schadow