Wenn eine Band ihr achtjähriges Bestehen feiert und über die Jahre hinweg bereits hunderte von Konzerten und Festivals gespielt hat, dann lässt sich erahnen, dass schon alles über sie gesagt und geschrieben wurde. So auch bei den Blood Red Shoes – und trotzdem sind ihre Konzerte es jedes Mal wert um darüber zu berichten.
Klein und zierlich wirkt Sängerin Laura-Mary Carter, als sie die Bühne betritt. Doch wer die Blood Red Shoes kennt, der weiß, dass dieser Eindruck trügt. Hinter dem kleinen Persönchen verstecken sich viel Energie, Power und eine große Stimme. Bereits ab dem ersten Song „It’s getting boring by the sea“ hat Carter das Publikum aller Altersgruppen in der Sputnikhalle in Münster, die trotz des guten Wetters und der warmen Temperaturen voll ist, im Griff. Auch Drummer Steven Ansell, der sich die Gesangsparts mit Carter teilt, weiß wie er das Publikum animieren muss.
Sich ausruhen, das gibt es Laura-Mary Carter und Steven Ansell nicht, denn Balladen haben nichts im Programm der Blood Red Shoes zu suchen. Vom ersten bis zum letzten Lied dröhnen Gitarre, Schlagzeug und der abwechslungsreich energische Gesang von Carter und Ansell und beweisen wieder einmal aufs Neue, dass zwei Bandmitglieder mehr als ausreichend sind.
Schon nach wenigen Songs hat sich die Temperatur in der Sputnikhalle in hochsommerliche, fast schon tropische Sphären geschraubt und so hört man Steven Ansell nicht nur einmal sagen, dass es hier in Münster „scheiße heiß“ sei. Das Publikum scheint das aber nicht zu stören. Die Stimmung steigert sich von Lied zu Lied und hat schließlich bei „Light it up“ ihren Höhepunkt erreicht. Euphorisch hüpfen alle auf und ab und rufen den Refrain im Chor, einige headbangen sogar.
Auch wenn es bis auf die Deutschversuche von Ansell und die obligatorischen Songankündigungen und Danksagungen relativ wenig Interaktion mit dem Publikum gibt, kommuniziert jenes um so mehr mit der Band. Fast nach jedem Lied werden Carter und Ansell gelobt und angefeuert. „You fucking rock!“ konnte man mehrfach an diesem Abend hören.
Bevor sich die Band aus Brighton mit „I wish I was someone better“ von der Bühne verabschiedet, gratuliert Drummer Steven Ansell allen, die schon einmal die Möglichkeit hatten, die Band live zu sehen. Das mag man als ersten Anzeichen von Größenwahnsinn deuten, aber wirkt trotzdem sympathisch und trägt zur Belustigung bei.
Kaum eine Minute später stehen Carter und Ansell wieder auf der Bühne und stellen gemäß der feinen englischen Art das Publikum vor die Wahl, ob es denn lieber zwei oder drei weiter Songs hören möchte. Auf welche Option die Wahl fiel, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Bei „It is happening again“, „Colours fade“ und „Je me perds“ geben Band und Publikum noch einmal alles.
Wer vorher schon der Meinung war, dass die Blood Red Shoes laut und rockig sind, dem wird eindrucksvoll gezeigt, dass eine Spur lauter und noch härtere Kläge immer möglich sind – zumindest bei den Blood Red Shoes.
Der Bandname soll auf die Schauspielerin Ginger Rogers zurück gehen, die eine Stepptanz-Szene so oft wiederholen musste, dass ihre weißen Schuhe, blutrot von den Wunden an ihren Füßen gefärbt wurden. Und an diesem Abend hat sich bestimmt auch der eine oder andere Konzertbesucher seine Füße blutig getanzt beziehungsweise gesprungen.
Setlist:
It’s getting boring by the sea
Don’t ask
Cold
Say something, say anything
Heartsink
In time to voices
When we wake
Down here in the dark
Light it up
This is not for you
Keeping it close
You bring me down
Lost kids
I wish I was someone better
Zugabe:
It is happening again
Colours fade
Je me perds
Bilder vom Konzert; Fotograf: Steven Bors
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