Nein, so ganz passt der Name dieses Jahr nicht. Electronic Beats – erwartungsgemäß rechnet man dort vor allem mit elektronisch basierten Bands und dazu passenden DJs. Es war trotz Phoenix oder Gossip in der Vergangenheit schon eine kleine Revolution, als plötzlich The Kills bestätigt wurden – eine Band, die nun so gar nicht im Verdacht steht, auf die elektronische Schiene abzudriften und die durchaus für Verstimmungen bei Elektrofans sorgte. Das Thema hat sich aber seit Anfang der Woche gegessen – The Kills sagten aus gesundheitlichen Gründen ab und als „Ersatz“ wurde der Hamburger DJ und Produzent Tensnake verpflichtet.
Wieder einmal macht sich das Electronic Beats Festival also im Kölner E-Werk breit. Ein Ort mit Historie, nicht nur industriell, sondern vor allem in Punkto Konzerten und Festivals. Das warme Wetter verleitet zahlreiche Besucher, den angeschlossenen Biergarten im Freien in schöner Regelmäßigkeit stark zu frequentieren, so dass die Haupthalle während der einleitenden DJ-Session der Lokalmatadoren von COMA noch überschaubar gefüllt ist.
Mit den englischen Indierockern von Citizens! eröffnet dann auch schließlich und endlich um Punkt 21 Uhr der offzielle Teil des Abends. Das Quartett aus London verzückt mit Songs wie „True Romance“ und „Reptile“ derzeit die Indiewelt und legt auf der Bühne direkt kräftig los, wohlwissend dass am Folgetag ihr Debütalbum HERE WE ARE in den Läden stehen wird. Denn genau das kündigen sie auch während des 30-minütigen Auftritts auch tatkräftig an, den sie erwartungsgemäß mit ihrem großen Radiohit „True Romance“ beenden. Die Stimmung im Publikum ist noch etwas reserviert – ein Vorzeichen auf den weiteren Abend, wie sich im weiteren Verlauf der Veranstaltung zeigen soll.
Nach einer erneuten DJ-Pause, die parallel zum Umbau der Bühne benutzt wird, wird es Zeit für das Duo um Eleanore Everdell (Gesang/Keyboard) und Jason Friedmann (Gitarre) alias The Hundred In The Hands. Die großen Melodien haben sie für Songs wie „Pigeons“ und dem abschließenden „Commotion“ gepachtet, und wieder ist nach fast exakt 30 Minuten Ende. Eine mögliche Zugabe muss dem straffen Zeitplan weichen, aber die Stimmung im mittlerweile ordentlich gefüllten Publikum ist ohnehin trotz begeistertem Jubel nach dem Schlusssong noch steigerbar; lediglich einzelne Songs werden ausgiebig gefeiert.
Die Kanadier Austra um Frontfrau Katie Stelmanis erinnern in ihren guten Momenten an Florence & The Machine. Heute heißt das: esoterisch angehauchter Synthiepop zwischen besagter Florence, Fever Ray und dem 80s-Feeling von Kate Bush. Wirkt auf CD zugegebenermaßen ganz attraktiv, erreicht durch seine getragene Art aber live wenig mehr als höfliche Begeisterung.
An der Stelle, an der ursprünglich Jamie Hince und Alison Mosshart geplant waren, stehen nun Miike Snow als Headliner. Die Electropopper aus Schweden haben schon in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass sie nicht nur Hits wie „Animal“ oder „Paddling Out“ spielen können, sondern live eine große Nummer sind. Eigentlich. Kein Wunder also, dass die Band um Sänger Andrew Wyatt auch der lang erwartete Höhepunkt des Abends ist. Exzessive Lightshow untermalt die schwer wummernden Bässe von „Say You Will“ oder „Revelation“. Jetzt könnte es also richtig los gehen. Könnte. Denn plötzlich wird es ruhig, ja fast romantisch – und die ausgelassene Stimmung im Publikum ist schon wieder vorbei. Das würde gut zu einem Brunch mit flotter Musik am Sonntagmorgen passen, sorgt aber nur bedingt für Stimmung. Im Prinzip wartet die Menge aber auch auf die bekannten Hits, also „Paddling Out“ und „Animal“. Bei ersterem kommt dann auch erstmalig richtige Partylaune auf, etwas zu spät am Abend. Denn kurz danach ist der Auftritt auch schon wieder vorbei, das obligatorische „Animal“ bildet ein nettes Finale, bevor Tensnake abschließend die etwas undankbare Aufgabe hat, der massiv geleerten Halle zum Abschluss noch etwas einzuheizen.
Ein Abschluss eines Abends, der neben viel Routine eine ordentliche Portion mehr Action und Leidenschaft auf Künstlerseite hätte vertragen können. So aber bleiben lediglich einzelne Highlights in Erinnerung, jedoch nur wenige dauerhaft beeindruckende Phasen.
Titelbild: Peyman Azhari
Fotos vom Konzert; Fotograf: Daniel Berbig
Citizens
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The Hundred In The Hands
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Austra
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Miike Snow
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