Was ist nur seit UNDER THE IRON SEA geschehen, jenem kongenialen Zweitwerk, das Keane in die musikalische Nähe Coldplays beförderte? STRANGELAND ist zwar soundmäßig wieder näher an die Alben der Frühphase gerückt und doch enttäuscht das Endergebnis. Zu den besseren Songs gehören „Watch How You Go“, „Silenced By The Night“ aber auch „Sea Fog“. Sie rufen Erinnerungen wach, zeigen, wozu die Jungs einmal fähig waren. Doch es fehlt die alles überstrahlende Eleganz. Um dies zu verdeutlichen sei „Sovereign Light Cafe“ genannt. Der Gesang wird hier fließend vom Moog-Synthesizer aufgegriffen, ohne dass es dem Hörer auffällt, eine wunderbare Idee, zwar von den Beach Boys geklaut, aber durchaus nett. Doch dann gibt es auch die Kehrseite: Gesangsphrasen wie „Sha La La Lee Lay“ und eine penetrant einschmeichelnde Melodie, die nicht mal in Ansätzen von spielerischer Leichtigkeit getragen wird.
STRANGELAND ist voller anbiedernder Versuche, immer wieder werden gute Kompositionen durch schlecht ausgearbeitete Melodien zerstört, selbst PERFECT SYMMETRY hatte da noch mehr überzeugt, denn man stand immerhin zum radikalen Bruch mit der Vergangenheit. Und dann ist da Tom Chaplins Stimme, die in den Höhen plötzlich quietschig klingt. STRANGELAND ist weit davon entfernt, die Qualität von HOPES & FEARS oder UNDER THE IRON SEA zu erreichen, ja selbst die vor einiger Zeit kursierenden Outtakesammlungen der alten Alben hatten besseres Material zu bieten. Würde man STRANGELAND mit einem Roman vergleichen, so wäre es Bahnhofslektüre: Schlecht geschrieben, ideenlos, kitschig. Für eine beliebige Band mag das funktionieren, von Keane ist man besseres gewohnt.
Ohr d’oeuvre: Watch How You Go
VÖ: 04.05.2012; Universal
Tracklist:
01. You Are Young
02. Silenced By The Night
03. Disconnected
04. Watch How You Go
05. Soveereign Light Café
06. On The Road
07. The Starting Line
08. Black Rain
09. Neon Rain
10. Day Will Come
11. In Your Own Time
12. Sea Fog
Gesamteindruck: 4/10
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