In der Kulturkirche in Köln-Nippes ist es trotz Beginn der Fußball-EM rappelvoll. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Suzanne Vega eines ihrer eher seltenen Konzerte gibt. Doch bevor sie auf die Bühne kommt, erklimmt erst einmal Mike Doughty die selbige. Bei guten Kennern der amerikanischen Singer-/Songwriterszene mag es dunkel klingeln. Songs von ihm tauchen zum Beispiel in Episoden von Grey’s Anatomy und Veronica Mars auf. Stimmlich überzeugt der Sänger aus Fort Knox durchaus, da ihm aber eine Band fehlt, klingen seine Melodien zu simpel und die Songs wirken alle sehr ähnlich. Hier fehlt es an musikalischer Untermalung, um das Publikum wirklich völlig zu begeistern. Da ist somit noch Luft nach oben.
Die Luft nach oben und somit die Chance zur Steigerung bleibt also der 53-Jährigen Suzanne Vega vorbehalten. Doch wer denkt, jetzt geht die Post ab, der ist hier fehl am Platz. Nur zu zweit betritt Vega mit einem Gitarristen die Bühne und stimmt „Marlene on the wall“ an, eine ihrer langsameren Stücke und Single aus dem Jahre 1985. Und direkt wird klar, wo die Reise an diesem Abend hingeht: Gänsehautfeeling und Minimalismus pur. Und genau dies hat etwas Magisches und Intimes. Suzanne Vega bietet keine Show, Lichtspielereien sind passé, ja sie gibt sich sehr höflich und verbeugt sich rund ein Dutzend Mal vor dem Publikum. Und was macht dieses? Es genießt, schwelgt und ist Feuer und Flamme von den Songs, aber auch der fantastischen Ausstrahlung, die von Vega ausgeht. Sie unterhält die Zuschauer aber auch mit Anekdoten aus ihrer Jugend, dass damals die Jungs, welche Leonard Cohen gelegentlich mochten, die besten Chancen für ein Date hatten. Wer ihn allerdings sehr mochte, galt als depressiver Stubenhocker. An dem Abend wird deutlich warum Vegas Erfolg zwar abebbte, sie aber doch auch gefragt blieb. Sie ist Musikerin und Sängerin, aber keine Diva und sie muss auch nicht um ihr Leben schreien. Sie hat einfach eine gute Stimme, welche sie gelegentlich sogar nur haucht oder andeutet. Und gutes Songwriting beherrscht sie auch noch.
Der gute Sound und die herrliche Kulisse der Kirche unterstreichen die tolle Atmosphäre zusätzlich.
In der Zielgeraden packt die große Dame dann noch ihre größten Hits „Luka“, „Tom’s Diner“ und „In Liverpool“ aus, bevor sie nach knapp 90 Minuten die Bühne mit ihrem Kollegen verlässt. Natürlich nicht, ohne sich zu verbeugen.
Setlist:
Marlene on the Wall
When Heroes Go Down
Small Blue Thing
Caramel
Frank and Ava
Gypsy
New York is my Destination
Song of Annemarie
Harper Lee
Left of Center
Blood Makes Noise
The Man Who Played God
The Queen and the Soldier
Solitude Standing
Some Journey
Luka
Tom’s Diner
Penitent
Rosemary
In Liverpool
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