Der Samstag beginnt heiß und die Temperaturen wirken sich nicht nur auf die Festivalbesucher aus, die mindestens genauso oft mit Wasserbomben, -pistolen oder gleich ganzen Eimern gesichtet werden, wie mit dem eigentlich für Festivals typischen Becher Bier in der Hand. Doch auch die Bands, vor allem die, die auf der CLUB STAGE, im mollig warmen Zelt auftreten, haben ihre liebe Not mit der Hitze. Da scheinen die Jungs von Radio Havanna die Temperaturen mit ihrem deutschsprachigen, melodiösen Punkrock um gefühlte 5 Grad noch einmal hochzupushen.
Radio Havanna
no images were found
Bei diesen Zuständen wird man fast neidisch auf die norwegische Black-Metal-Band Kvelertak, die auf der MAIN STAGE spielen dürfen und dort alles geben. Es macht Spaß, dem Sextett zuzuschauen, wie sie die Bühne mit einem geballten Aufgebot von drei (!) Gitarren und jeder Menge Haupthaar (nun gut, und einiges an Körperbehaarung) dominieren. Es ist laut, es ist heiß und die Bühne scheint vor Männlichkeit nur so zu triefen. Wen wundert’s, bei einer Band, die sich selbst „Würgegriff“ nennt? Das Publikum trotzt der erbarmungslosen Sonne und auch nicht-Metalfans scheinen die eingängigen, an Rock’n’Roll angelehnten Riffs der Band durchaus in ihren Bann zu ziehen.
Kvelertak
no images were found
Timid Tiger gastieren an diesem zweiten Festivaltag dann wieder auf der Bühne unter dem geschlossenene Zelt und Sänger Keshav zog wohl ein besonders hartes Los, musste er nach einigen Songs gar einen Stromschlag, ausgelöst durch die hohe Luftfeuchtigkeit, über sich ergehen lassen. Gefolgt von einem partiellen Stromausfall musste das Set kurz unterbrochen werden und nachdem die Bühnencrew das Problem behoben hatte, ging es im Zelt dann bei tropischen Temperaturen zwar quer durch die Timid Tiger Show von „Miss Murray“, über „House of Love“ bis hin zu „Ina Meena Dika“ weiter, doch muss die überhitzte Luft wohl doch raus gewesen sein, sodass sich die Kölner Band leider schon etwas zu früh vom Area 4 verabschiedet.
Timid Tiger
no images were found
Zurück auf der Hauptbühne zeigen sich auch die Spätaufsteher des Area 4. Wer will sich denn auch nachsagen lassen, er habe The Subways, eine Band, die es endlich mal wieder schafft, mit ehrlicher Rockmusik zu überzeugen, verpasst zu haben? Man könnte meinen, 17:30 sei mehr als eine vernünftige Uhrzeit, doch blickt man in die Gesichter der vor der Bühne dahinkauernden Masse, kommen auch hier Zweifel auf. Doch hartgesottene Feierwütige gibt es glücklicherweise doppelt so viele, und da wird gerade bei „Rock’N’Roll Queen“ getanzt und gesprungen, was die überhitzten Glieder so hergeben und bei den von Sänger Billy Lunn auf Deutsch übersetzten Parts noch einmal doppelt so laut mitgesungen. Klar ist dieser Song ganz sicherlich der Höhepunkt des Sets, doch wissen The Subways mit ihrer guten Laune und nicht zuletzt ihrem melodiösen, wie rockigen Sound durchweg zu begeistern und lassen ihren Auftritt in “We don’t Need Money To Have A Good Time“ gipfeln und die Menge auch hier wieder aus voller Inbrunst „Wir brauchen kein Geld um zu feiern!“ lauthals mitsingen.
The Subways
no images were found
Obwohl die Sonne nicht mehr ganz so erbarmungslos auf den Flugplatz Bokenberge hinunterknallt scheint sich die Luft nicht abkühlen zu wollen. Was allerdings unermüdlich steigt ist die Vorfreude vor allem der weiblichen Festivalbesucher auf die Liverpooler The Wombats. Wer den Tag an der MAIN STAGE mit Kvelertak und Konsorten überstanden hat, darf sich nun auf 1a Indie Rock freuen, der sich zum Mitsingen und –tanzen nur so aufdrängt. Sänger Matthew Murphey, zur Feier des Tages mit skizzierten Wombats auf den Handrücken aufgehübscht, gibt der Meute wonach sie verlangt: einer bunten Mischung aus dem 2011er Album THIS MODERN GLITCH und den beinahe schon Wombat-Klassikern wie „Moving To New York“ oder natürlich „Let’s Dance To Joy Division“. Die Menge tobt und möchte die Briten nach dem einstündigen Set am liebsten gar nicht mehr von der Hauptbühne entlassen…
The Wombats
no images were found
…ständen da nicht schon die Kilians auf der CLUB STAGE parat. Mittlerweile nicht mehr ganz so heiß wie mittags und dennoch schweißtreibend geht es auch auf der kleineren Bühne des Festivals nun um Indie-Rock – nur diesmal aus deutschen Landen. Dinslaken, um genau zu sein. Frontmann Simon Den Hartog gibt auf der Bühne alles – was bei diesen Temperaturen Hochleistungssport wohl in nichts nach steht – und das Handtuch über seiner Schulter wird bei diesem Auftritt neben reichlich Wasser das wohl hilfreichste Utensil auf der Bühne.
Kilians
no images were found
Und da ist er auch schon. Der Act, an dem sich die Geister scheiden, der Auftritt, der im Vorfeld für hitzige Diskussionen gesorgt hat und nun in der Hitze seinen Höhepunkt erreicht. Fern bleiben will aber trotzdem niemand von der Mainstage und weghören werden wohl auch die wenigsten, wenn Casper die Bühne betritt. Der Druck scheint auch auf den Rapper zu liegen, der mit der Situation ganz offen umgeht, auf das Publikum eingeht und sogar das Buttocks Cover „BGS“ ganz genregerecht, wie er findet, zum Besten gibt. Nicht abzustreiten ist allerdings, dass Caspers Album XOXO vor Indie-Klängen nur so strotzte und so kommt das Set ebenso wie die Bühnenshow unglaublich gut an. Eine gute Figur macht Casper in seinem Batik-Shirt ganz sicherlich und einen tollen Sound bietet der junge Mann mit der herrlich reibenden, tiefen Stimme allemal.
Casper
no images were found
Der Samstag neigt sich dem Ende zu, es wird düster und – wer hätte es für möglich gehalten – es kühlt deutlich ab. Ziehen sich die erfahrenen und gut ausgestatteten Festivalbesucher etwas langes über, versammeln sich die hart gesottenen in ihren kurzen Outfits vor der MAIN STAGE, um die Herren von The Gaslight Anthem zu begrüßen. Denn Leadsänger Brian Fallons Stimme scheint es den meisten tatsächlich angetan zu haben. Der Menge vor der Bühne (und natürlich die vorgerückte Uhrzeit) lassen vermuten, dass die Band aus New Jersey nun endgültig nicht mehr als Geheimtipp gelten. Da wundert es auch nicht, dass Brian nicht alleine singen muss, ist das Area 4 doch gerade bei dem Song „American Slang“ und der neuesten Single „45“ so textsicher, dass sie sich gemeinsam in die Kühle der Nacht zu singen scheinen.
The Gaslight Anthem
no images were found
Eindrücke vom Area 4 Festival:
no images were found
Hier geht’s weiter zum Sonntag des Area 4 Festivals 2012.
Und so war der Freitag auf dem Area 4 Festival 2012.
Reicht euch immer noch nicht? Dann schaut doch in der Nacht vom 09 auf den 10.09. auf WDR die Mitschnitte des Rockpalast an!