Wenn zwei sich zusammentun, freut sich der Dritte. So oder so ähnlich könnte das Sprichwort abgewandelt werden, wenn man die Songs von Kid Kopphausen hört. Die zwei, die zurzeit gemeinsam Musik machen und ein Debüt mit dem Namen I herausbrachten, gehören zur Crème de la Crème der deutschen Singer-/Songwriter. Aus Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen mixte sich der Name zusammen. Verstärkt durch drei weitere Musiker formiert sich so eine komplette Band. Humorvoll begrüßen zu Knyphausen und Koppruch die überwiegend weiblichen Zuschauer in der ausverkauften Kulturkirche von der Kanzel aus. Mit ein paar warmen Worten kündigen sie ihren Kollegen Pascal Finkenauer als ihren Support an. Finkenauer hat zwar bereits vier Alben am Start, dürfte jedoch den meisten wegen des Songs „An Tagen Wie Diesen“, den er zusammen mit Fettes Brot singt, bekannt sein. Normalerweise wird er von einer Band begleitet, doch in der Kirche bringt er die Songs nur mit Gesang und Gitarre zum Besten. Eben genau deshalb verlieren die Songs des Öfteren ihren roten Faden und sind dadurch nicht eingängig und gut hörbar. Der melancholische Gesang erschwert den Zugang zu seiner Musik erheblich. Das ist schade, denn gleichzeitig wird auch deutlich, dass Finkenauer schon über Potenzial und Erfahrung verfügt.
So bleibt am Ende seines Sets aufmunternder und höflicher Beifall für ihn übrig. Nach der üblichen Umbaupause geht es endlich um was. Schon der Opener „Hier Bin Ich“ zeigt, dass es heute nicht nur country- oder folkmäßig zugehen muss, es kann auch rockiger und lauter werden. Es bleibt jedoch eher gemütlich, so dass es zu einem Sitzkonzert in einer Kirche passt. Und dennoch: Öde, träge oder langatmig wird es nie. Bevor so eine Stimmung entsteht, reißen Songs wie „Meine Schwester“ wieder alles raus. Hier singt und spielt jeder der insgesamt fünf Musiker bis an seine Grenzen. Bemerkenswert, dass Instrumente und Gesang fleißig wechseln und es immer exzellent klingt und passt wie der Arsch auf Eimer. Hier ergänzen sich zwei super Songwriter und heben dadurch ihr eigenes künstlerisches Niveau nochmal beachtlich. Klar, dass so auch das Publikum entzückt ist. Ergänzt wird der Gig mit einigen Solonummern der jeweiligen Karriere, und so schafft man eine normale Konzertlänge von rund 90 Minuten. Tolle Musik, tolle Künstler, von den Texten ganz zu schweigen. Manche hoch gehypeten Poeten könnten sich bei Passagen wie „Jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt“ noch eine Scheibe davon abschneiden. Alles richtig gemacht, meine Herren.
Setlist (so wie angegeben):
Hier Bin Ich
Haus Voller Lerchen
Im Westen Nichts Neues
Schon So Lang
Nagel
Knochen + Fleisch
Solo
Solo
Wenn Der Wind Übers Dach Geht
Mörderballade
Jeden Montag
Wenn ich Dich Gefunden Hab
Das Leichteste Der Welt
Meine Schwester
Zieh Dein Hemd Aus Moses
Nur Ein Satz
Das Liebste
Erwischt
Ich Sag Ja
Schritt Für Schritt
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