Alljährlich gibt es das beliebte Festival mit Bands aus dem Label Grand Hotel van Cleef oder denen, die dem Label nahestehen. An einem Wochenende mit nahezu identischem Programm wechselt das Festival die Stadt, damit so bundesweit möglich viele in den Genuss kommen. Dieses Jahr steht es in München, Köln und Wiesbaden auf dem Programm und ist im dritten Jahr ein „Winterfestival“. Dieses Mal scheint das Programm etwas unausgewogen zu sein. Von den sechs Bands steht Kettcar als Headliner über allen anderen. Die anderen Bands bespielen in der Regel deutlich kleinere Bühnen und Hallen, ja sogar teilweise noch Kneipen und Gaststätten.
Den Anfang macht Patrick Richardt, den viele als Schlagzeuger der Band Oh, Napoleon kennen können. Ebenso hat er als Support für Thees Uhlmann, Kettcar oder Klee sich bereits Live-Erfahrungen aneignen können. Mit Band am Start macht Richardt eine gute Figur auf der Bühne. Indiemusik, die durchaus auch nach vorne geht und zu gefallen weiß. Doch wer um 17:30 Uhr spielt, hat irgendwo auch die berühmte A*-karte gezogen und muss damit kämpfen, dass noch nicht viele vor Ort sind. Das ist schade, denn gegenüber seinen früheren Soloauftritten scheint Patrick Richardt und seine Musik weiter gereift zu sein und hätte nicht so einen schweren Stand verdient gehabt.
Als zweite im Bunde treten Torpus & The Art Directors vor die Leute. Diese Band ist leider nicht vollständig und somit fehlen Bass und Schlagzeug. Sönke Torpus und seine Kollegen veröffentlichten im Oktober bereits ihr Album FROM LOST HOME TO HOPE, welches eindrucksvoll beweist, dass Folkmusik a la Mumford & Sons oder Of Monsters And Men auch aus Ostfriesland stammen kann. Aber auch diese Band wirkt auf der großen Bühne und nicht vollständig leider etwas hilflos und verloren. Zum Vergleich: Als Hauptact plant diese Band einen Stopp in Köln im Februar im Stereo Wonderland, einer Musikbar mit einem Fassungsvermögen von geschätzten 50 Personen. Kein Wunder also, dass irgendwie der Funke nicht richtig überspringen will.
Das schafft die nächste Band etwas besser. Bei Käptn Peng & Die Tenktakel Von Delphi kommt gehörig Stimmung auf. Wie der Bandname schon erahnen lässt, steht hier der Humor im Vordergrund. Bei dieser Combo, die einen Mix aus Fettes Brot, Deichkind sowie Kraftklub darstellt, ist nichts sicher vor Blödeleien. Doch was anfangs die trübe und müde Stimmung durchaus aufheitert, verliert mit Dauer auch immer mehr an Witz und Charme. Als es dann in einen minutenlangen Sprechdialog abdriftet und der Rest der Band bereits verschwunden ist, wird es schnell langweilig.
Danach wird es international und entfernt sich auch etwas vom bisherigen Stil. Es wird sehr poppig im E-Werk. Fast Emo-Poppig möchte man sagen. Mit Jukebox the Ghost gesellen sich drei Herren aus New York auf die Bühne und spielen Songs, an denen Jimmy Eat World ihre wahre Freude hätten. Die Musik ist durchaus flott und sehr vom Keyboard geprägt und orientiert sich stark am Sound der 80er-Jahre. Da wundert es dann auch nicht, dass das Trio Whitney Houstons „I Wanna Dance With Somebody“ covert.
Dann endlich indie-Rock vom Feinsten, so denkt man. Ex-Weakerthans John K. Samson gibt Songs aus seinem Solodebut PROVINCIAL zum Besten. Doch dann stellt sich auch hier heraus, es wird ruhig bleiben. Samson hat keine Band am Start, sondern spielt solo oder wird unterstützt an einer weiteren Gitarre von Simon Frontzek, der selbst u. a. bei Tomte und als Sir Simon aktiv ist. Sicherlich auch schön, aber eben auch eher deplatziert für die Größe der Halle und Bühne. Und dieser Gig erstreckt sich dann auch nur über paar Songs. Schön, dass John K. Samson sich danach noch Zeit für Autogramme am Merchandisestand nimmt.
Dann kommt er, der Gig nach dem die meisten Besucher wohl ausharren und der endlich Musik in einer gewohnten Lautstärke und Atmosphäre bietet. Nun gibt es keinerlei Einschränkung, die vollbesetzte Band spielt, der Sound stimmt und alle Hits sind zu hören. Die Show von Kettcar ist hinlänglich bekannt und braucht wohl keine großen Worte mehr. Und so endet das Kölner Fest Van Cleef mit dem Kracher „Landungsbrücken Raus“.
Noch nie war ein Fest Van Cleef so unausgewogen gestaltet. Es gab ein Headliner und danach quasi nur Newcomer-Status. Dieser Abstand war zu groß und die Halle dafür viel zu leer. Aber auch der Charme der früheren Feste, wo sich Musiker z. B. untereinander mit Humor ankündigten, war nicht vorhanden. Das wahre Fest Van Cleef fand wohl im Sommer zum zehnjährigen Jubiläum in Hamburg statt. In Köln jedenfalls wirkt sämtliche Energie verflogen.
Fotos: Juli L.
no images were found
Mehr zum Fest van Cleef