Sie sind zwei der talentiertesten Newcomer des Jahres 2012 – und sie stehen am gleichen Abend auf der gleichen Bühne. Der Headliner: Michael Kiwanuka, 25 Jahre alter, gefeierter Soul-Crooner aus London und mit einem formidablen Retro-Soulalbum im Gepäck. Der Support: Leslie Clio, Wahlberlinerin mit Geburtsort Hamburg, die sich im Vorgriff auf ihr Anfang 2013 erscheinendes Debütalbum unlängst erst mit ihrer feinen Single „Told You So“ in die Ohren der deutschen Musikszene katapultiert hat.
An einem nasskalten Dezemberabend ist das Gloria in Köln der Place To Be, was eigentlich in der ursprünglichen Planung die deutlich größere Live Music Hall hätte sein sollen. Ist aber vielleicht auch gar nicht so schlecht, schließlich bietet die heimelige Atmosphäre doch ein viel schöneres Ambiente für die Protagonisten des heutigen Abends. Denn eng, warm und kuschelig ist es hier auf jeden Fall.
Um Punkt 20 Uhr bereits eröffnet Leslie Clio den Abend. Bescheiden, teilweise fast schüchtern steht sie auf der Bühne, ein sympathisches Lächeln blitzt immer wieder über das Gesicht der jungen blonden Sängerin. Umringt von zahlreichen Instrumenten und begleitet von einem Gitarristen, einen Percussionisten und einem Keyboarder bringt sie ihren schönen Songwriterpop unter die Zuschauer. Die nehmen die Songs der Berlinerin dankbar auf, die sich ihrerseits ebenso artig mehrfach beim Publikum für’s da sein und aufmerksame Zuhören bedankt. „Told You So“ beendet das knapp dreißigminütige und kurzweilige Set, für das Clio letztlich beachtenswerte Ovationen einheimst.
Als Michael Kiwanuka samt seiner fünfköpfigen Band die Bühne betritt, umweht ein Hauch der goldenen Zeit des Soul und Blues das Gloria. Marvin Gaye, Bill Withers, Otis Redding – irgendwie scheinen sie alle in diesem Moment am Bühnenrand zu stehen und lässig mit dem Fuß zu wippen. Kiwanukas großer Hit „Tell Me A Tale“ ist bereits der zweite Song des Sets. Gute Entscheidung im Nachhinein, denn so kommen diejenigen bereits früh auf ihre Kosten, die im Prinzip nur auf diesen einen Song gewartet haben. Und Kiwanuka eröffnet sich somit die Chance, dem Publikum die gesamte Bandbreite seines Könnens zu präsentieren, ohne auf ein einziges Stück reduziert zu werden. Seine Lieder handeln von Gott, der Liebe und persönlichen Gefühlen – und damit schafft es der Londoner sogar, aus einem nicht mal 40-minütigen Debütalbum eine Konzertdauer von über 80 Minuten zu zaubern. Dazu legt er neben den erwarteten Songs des Albums nicht nur eine famose und gefühlt zehnminütige Version von „Tell Me A Tale“ aufs Parkett, sondern überzeugt auch mit sympathischen Geschichten aus seiner noch jungen Karriere, einem Tribut an sein großes Idol Jimi Hendrix und zwischendurch gar einem nicht mal angekündigten neuen Song. Das passt alles so gut zusammen, dass die Zuschauer nach den Songs so nachhaltig applaudieren, dass Kiwanuka teilweise vor lauter Jubel und dem eigenen breitem Lächeln kaum noch dazu kommt, zum nächsten Song überzuleiten.
Dennoch reicht es aber zu zwei Zugaben, jeder Menge zufriedener Gesichter sowie einem grundsympathischen und wunderbar gefühlvollen Auftritt des jungen Soulsängers und seiner formidablen Band. Da ist man glatt verleitet zu sagen: Danke BBC, danke Gilles Peterson. Danke für die Entdeckung dieses riesigen Talentes.
Setlist:
I’ll get along
Tell me a tale
Worry walks beside me
Bones
May this be love (Waterfall) (Jimi Hendrix Tribute)
I’m getting ready
Rest
I won’t lie
When you try
Home Again
If you’d dare
I want your company
Lasan
Fotos Daniel Berbig – www.berbig-photographie.de
Leslie Clio
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Michael Kiwanuka
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