Die Einen sagen: Supergruppe. Die Anderen: Liebhaberprojekt. Wie auch immer: Atoms For Peace, das Gemeinschaftsprojekt von Radiohead-Frontmann Thom Yorke, RHCP-Bassist Flea sowie Nigel Godrich (Produktion / Programmierung), Joey Waronker (Drums) und Mauro Refosco (Percussion) setzt die Historie von Radiohead im Prinzip lediglich fort. Heißt: AMOK macht es Rezensenten und Zuhörern wirklich schwer, sich eine fundierte Meinung darüber zu bilden.
Das Konzept: Elektronische Beats, untermalt von minimalistischen Drumsets, Elektro-Effekten und mal mehr, mal minder auffälligen Basslines. Darüber schwebt zart, fast zerbrechlich die Stimme von Thom Yorke. Songstrukturen im Sinne von Strophe – Bridge – Refrain sind per se Mangelware, werden mitunter komplett ignoriert. Wenige Songs verdienen diesen Namen wirklich, passenderweise gehört dazu neben „Stuck Together Pieces“ auch der Opener. Hier sorgt direkt zu Anfang ein griffiger Gitarrenlauf für Wiedererkennbarkeit – ein Merkmal, das vor allem im weiteren Albumverlauf immer seltener wird. Das ist im Grundsatz noch nicht direkt negativ konnotiert, zeigt doch die atmosphärische Dichte von Stücken wie „Dropped“ oder dem abschließenden Titelsong, dass gute Songs auch ohne eingängige Melodien, sondern vor allem mit einem prägnanten Rhythmus auskommen können.
Wenn, ja wenn eine Spannung auch über eine Albumlänge von 45 Minuten gehalten werden könnte. Das klappt zwar manchmal, aber nicht immer – und AMOK wird deshalb letztlich eine persönliche Geduldsprobe, die nicht mit einem Durchlauf zu erfassen ist, aber mit jedem Mal weiter wächst. Also doch: Liebhaberding.
Ohr D’oeuvre: Before Your Very Eyes / Default / Dropped / Stuck Together Pieces / Amok
VÖ: 22.02.2013; XL Recordings
Tracklist:
01. Before Your Very Eyes
02. Default
03. Ingenue
04. Dropped
05. Unless
06. Stuck Together Pieces
07. Judge Jury And Executioner
08. Reverse Running
09. Amok
Gesamteindruck: 7/10
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