Es sind die alltäglichen Geschichten, die Geschichten von Misere und Auswegslosigkeit, die allein durch die hymnischen Sphären, in die sie Frightened Rabbit hineintragen, so ergreifend und doch so hoffnungsvoll wirken, dass man gar nicht an Hutchisons Worten zweifeln kann, wenn er zum Ende von „State Hospital“ singt: „All is not lost“. Aus eben diesem Lied rührt auch der Albumname; aus einer Textzeile, die das hochtönende Songwriting des Leadsingers widerspiegelt: „A slipped disc in the spine of community/A bloody curse word made pedestrian verse“. Große Worte. Tiefe Worte. Und doch manifestiert Hutchison gleich zu Anfang im Opener “Acts Of Man” Bescheidenheit, wenn er singt „I’m here / Not heroic / But I try“.
Der Anspruch scheint im Unvollkommenen zu liegen. Aufzuzeigen, dass es eben nicht die Vollendung und die Happy Ends sind, die das Leben ausmachen. Hier geht auch die Musik konform, die sich in den einzelnen Songs bricht und sich in dem Doppel-Songs „Housing (in)“ und „Housing (out)“ wohl am deutlichsten zeigt. Bei einer Länge von 1 bis 1 ½ Minuten nehmen sie den Schlenker über Songs wie „Keep Yourself Warm“, um nach getätigter Aussage („You can’t carry me away now / Please don’t steal me from my house“) zu enden, ohne lange herumzufackeln. Würde man bei anderen Bands bereits bei beginnendem Crescendo das folgende Klanggewitter voraussagen können, brechen und überraschen Frightened Rabbit auch hier in positiver Weise und schaffen es z. B. im bereits erwähnten „State Hospital“, die Spannung zu halten. Spannung, die einen aufbäumen lässt, die über die schweren Lyrics hinweg in die Zukunft blicken lässt.
Aber mal ehrlich: Dass sich Hutchison für PEDESTRIAN VERSE vorgenommen hatte, nicht mehr so niedergeschlagen zu klingen, wie in den Vorgängerwerken, vermag man nur schwer zu glauben. Textzeilen wie “Only an idiot would swim through the shit I write /I cannot talk about life and love /I’ve got a voice like a gutter in a toxic storm” sind keineswegs die Ausnahme. Doch wenn diese von dieser tollen Stimme, die nach eigenen Texten eben wie eine Dachrinne in einem Giftsturm klingt, vorgetragen wird, wollen wir gerne mehr davon. Mehr von diesen hymnischen Songs, mehr von diesen sympathischen Brüchen und mehr von den schwunglosen Versen.
Ohr d’Oeuvre: Housing (in) & (out), State Hospital, Late March, Death March, The Oil Slick
VÖ: 15.02.2013; Atlantic Records
Tracklist
01. Acts Of Man
02. Backyard Skulls
03. Holy
04. The Woodpile
05. Late March, Death March
06. December’s Traditions
07. Housing (In)
08. Dead Now
09. State Hospital
10. Nitrous Gas
11. Housing (Out)
12. The Oil Slick
Gesamteindruck: 9,5/10
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