Axel Bosses fünftes Album KRANICHE klingt anders, soviel vorneweg. Es ist aufwendiger produziert und bekommt dadurch einen glatten Sound. Eindeutig präsentiert er auf dieser Scheibe Indiepop, jeglicher Alternativerock ist verschwunden. Deutlich mehr Geigen, Klavier und Synthesizertöne prägen die zwölf Tracks und auch Bosses Texte enthalten nicht mehr so viel Gesellschaftskritik wie die der Vorgängeralben. Mit merkwürdigem und überhaupt nicht zu Bosse passenden Discobeat ist der Song „Istanbul“ für Fans der ersten Stunde ein echtes Ärgernis. Die halbherzig dargebotenen orientalischen Klänge sind weder Fisch noch Fleisch, dürften für Liebhaber der Orientalmusik zu wenig, für ungeübte Ohren störend genug sein. Auch die Nummer „Viva La Danse“ wird nur vom tanzenden Beat geprägt, mehr bietet dieser Song nicht.
Doch ab und zu schimmert noch der alte Bosse durch. Grandios zeigt sich das in dem Stück „4 Leben“, wo Text und Musik kongenial zueinander passen, hier fällt die Identifikation leicht und Bilder können sich im Kopf ausbreiten. Auch der Opener „Kraniche“ oder „Schönste Zeit“ lassen Bilder entstehen und Bosses Geschichten wecken Erinnerungen an eigene. Genau hier liegen seine Stärken – ohne Allüren in einfacher Sprache über das Leben zu singen und zu berichten. Das weckt Sympathien und lässt über manche Schwächen in Hintergrundgesang, Text und Melodik hinweg sehen. Bosse kann und konnte es besser, übel nimmt man es ihm aber kaum.
Ohr D’oeuvre: Vier Leben / Schönste Zeit / Kraniche
VÖ: 08.03.2013; Vertigo Berlin (Universal)
Tracklist:
01. Kraniche
02. Schönste Zeit
03. Vier Leben
04. So Oder So
05. Istanbul
06. Alter Affe Angst
07. Viva La Danse
08. Familienfest
09. Brilliant
10. Müssiggang
11. Sophie
12. Konfetti
Gesamteindruck: 6,5/10
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