Abschied nehmen heißt es heute Abend im gut gefüllten Blue Shell. Enno Bunger wird sich nach der Tour in aller Freundschaft von seiner Band lösen und das Projekt danach neu aufstellen. Doch bevor der letzte Köln-Gig in dieser Konstellation beginnt, gibt es zwei Supports, die ihre Sache sehr gut machen und das Publikum schon einmal gut auf Enno vorbereiten.
Mit Captains Diary – einem Singer-/Songwriter mit richtigem Namen Sebastian Müller – beginnt der Abend vielversprechend. Nur mit Gitarre bewaffnet singt der Oberhausener über Beziehungskisten oder gar die Liebe und schert sich wenig darum, ob es sich im Text reimt oder nicht. Sympathisch, authentisch und mit zehnjähriger Bühnenerfahrung sicher wirkend leitet er den Abend gut ein und bereitet damit dem zweiten Support, der Band Komparse, ein gut bestelltes Feld. Auch die Kölner Band spielt heute Abend eher im akustischen Gewand und lässt die elektronischen Einflüsse beiseite, die sonst auf ihren Alben den Sound mitprägen. Das tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch, eher im Gegenteil, für diesen Rahmen eignet sich der akustische Stil noch besser. Komparse spielen somit ein paar Songs in guter Indierockmanier und haben als Besonderheit ein Kontrabass mit dabei. Das gibt der Musik mehr Würze, klingt einfach besser und macht dadurch durchaus Lust auf mehr. Doch auch diese Combo spielt nur ca. 30 Minuten, damit Enno Bunger samt Band genügend Raum erhält.
Der hauptberufliche Kirchenorganist, der gerade erst die TV noir-Tour mit Me And My Drummer beendete, gibt sich erstaunlich zugeknöpft und redet nicht viel. Dabei ist Bunger durchaus für Ansagen gemixt mit schwarzem Humor zu haben. Er lässt erst einmal die Songs meist aus seinem aktuellen Album WIR SIND VORBEI für sich sprechen, bevor er sich dann doch ans Publikum wendet. Er könne die Geschichten und Anekdoten ja nicht nochmal erzählen, wir würden sie ja schon kennen, berichtet er – und gesteht, müde und ausgelaugt nach der absolvierten Tour zu sein. Somit bleibt es ein ruhiger und kuscheliger Abend, wo starke Songs wie „Blockaden“, „Regen“ oder „Leeres Boot“ ihre Wirkung nicht verfehlen, sondern sich noch mehr entfalten können. Da keiner genau weiß, ob er die Songs so noch einmal zu hören bekommt, wirkt niemand enttäuscht, dass Enno Bunger sich sonst zurückhält.
Und so endet nach knapp drei Stunden ein Konzert, wo sich drei Bands/Künstler perfekt ergänzt und unterstützt haben und ohne viel Schnörkel und Show ihren Fans einen kurzweiligen Abend bereitet haben.
Solche Konzerte sind manchmal die Besten!
Fotos vom Konzert: Jennifer Kiowsky
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