Seit dem Erscheinen des Albums KRANICHE sind die Fans des Braunschweigers Axel Bosse etwas gespalten. Die einen finden das Album zu pompös arrangiert, die anderen sehen Bosse endlich angekommen und finden den Mix aus mehr Pop als Rock zu ihm passend. Gewandelt hat er sich in jedem Fall und das macht sich auch beim Publikum bemerkbar. Deutlich mehr jüngere Mädchen und Frauen tummeln sich im E-Werk, welches nahezu ausverkauft ist, im Gegensatz zu seinen vergangenen Konzerten. Auch die Supports sind deutlich mehr auf Jugend ausgelegt und sind selbst sehr jung. Die 20-Jährige Elif Demirezer erreichte zusammen mit Partner das Finale der Popstarsstaffel 2009 und ist inzwischen als Solo-Musikerin aktiv. Eine tolle, klare Stimme kann sie ihr Eigen nennen und zusammen mit der Musik, schießen einem sofort Vergleiche mit Cassandra Steen durch den Kopf. Natürlich Geschmacksache, jedoch ordentlich präsentiert, heimst sie Sympathien und Applaus ein. Gut vorstellbar, dass man von ihr noch öfter hört.
Mit der Hamburger Band Tonbandgerät ist noch eine zweite Vorband am Start, die Popmusik spielt, von der die Welt nicht unbedingt mehr braucht. Je zwei Buben und zwei Mädels Anfang 20 scheinen sich die Band Silbermond zum Vorbild genommen zu haben, bevorzugen allerdings einen männlichen Sänger, welcher höchstens die Stimme halten, jedoch nicht gut singen kann.
Als Bosse dann zu den ersten Klängen von „Kraniche“ auf der Bühne erscheint, steigert sich die Stimmung gewaltig. Richtig ordentlich lärmend und mitgehend freut sich das Publikum an jeder weiteren Nummer Bosses mit seiner Band. Diese hat er vergrößert, um genauso voluminösen Sound erzeugen zu können, wie auf CD oder Vinyl. Neben den üblichen Instrumenten (Bass, Schlagzeug, Gitarren) setzt er auch noch Blasinstrumente und stellenweise zwei Keyboards ein und leistet sich eine Backgroundsängerin. So ist also der Sound des neuen Bosse, der nicht mehr viel mit dem zu Zeiten der Alben TAXI, KAMIKAZEHERZ sowie GUTEN MORGEN SPINNER zu tun hat. Doch dem Publikum gefällt die neue Mischung und mit seinen sympathischen Ansagen und immer mal wieder einem Bad in der Menge, gewinnt er auch die kritischen Herzen, denen die Musik teilweise zu schnulzig und poppig ist. Immerhin sind die neuen Stücke tanzbar und so kommt „Istanbul“ mit orientalischen Touch besonders gut an. Sanfte Klänge zum Entspannen bietet er in Balladenform mit „Sophie“ oder dem umjubelten „Yipie“. Alles das entspannt und doch gekonnt und professionell gemixt mit seiner normalen und bodenständigen Sprache und Ausdrucksweise gibt sich Bosse nach wie vor als Typ zum Anfassen. Und das ist wohl der wahre Schlüssel seines Erfolges, sowohl auf CD gepresst als auch live an diesem Abend. Man blickt beim Rausgehen nur in entspannte und zufriedene Gesichter.
Fotos: Jennifer Kiowsky
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